Es ist passiert. Donald Trump wird der nächste Präsident der USA. Der, der im Wahlkampf behauptete, dass Einwander*innen aus Haiti die Hunde ihrer Nachbarn essen. Und Windräder die Wale so verrückt machen, dass sie stranden. Merkwürdig, diese Amerikaner*innen, weird, oder? Jubeln einem Mann zu, der permanent Lügen verbreitet (zwei pro Minute, zählte ein Fernsehsender) und Frauen, Migrant*innen und queere Menschen mit Bösartigkeiten überzieht. Sie feiern Trump, obwohl sie wissen, dass er nicht für gute Jobs sorgen wird und nicht für günstige Mieten. Warum tun sie es dennoch?
Der Wille zur Zerstörung sei das Zeichen der Zeit geworden, sagt der Soziologe Oliver Nachtwey im Spiegel. In den USA gebe es Menschen, die gern sehen möchten, dass die liberale Demokratie in Flammen aufgehe. Und wer von Zerstörungswillen getrieben ist, interessiert sich nicht für Fakten, sondern will’s brennen sehen.
Kommt einem bekannt vor. Auch in Deutschland gibt es den Wunsch, dass jemand Ordnung in diese vermeintlich durchgeknallte Welt bringt und es »denen da oben« mal zeigt! Krise ist das Kerngeschäft der extremen Rechten. Je mehr der Eindruck erzeugt wird, es herrsche Chaos, desto anfälliger sind die Menschen für antidemokratische Einstellungen (sehr zu empfehlen der Text auf den Seiten 1, 4 und 5).
Kürzlich sind Menschen in Ost und West zu ihren Einstellungen befragt worden. Das Ergebnis: Autoritäre und migrantenfeindliche Einstellungen breiten sich in ganz Deutschland aus. Zynisch gesagt: Wiedervereinigung vollendet. Sieht nicht gut aus für die Demokratie. »Demokratie ist die einzige politisch verfasste Gesellschaftsordnung, die gelernt werden muss – immer wieder, tagtäglich und bis ins hohe Alter hinein«, sagte der Soziologe Oskar Negt. Wer Demokratie erlebt, ist weniger anfällig für die Kräfte, die’s gern brennen sehen wollen.
Michaela Böhm