Die Seuche ist nicht besiegt. Im Gegenteil. Weil die Wirtschaft auf Lockerungen drängte, droht eine dritte Corona-Welle. Dann kann es sein, dass Geschäfte und Restaurants, Fitnessstudios und Baumärkte wieder schließen müssen oder geschlossen bleiben.
Die Corona-Pandemie bringt Ungleichheit deutlicher hervor als je zuvor. Die einen arbeiten im Homeoffice und reduzieren ihr Ansteckungsrisiko, weil sie ihren Kolleg*innen nur virtuell bei der Videokonferenz begegnen. Die anderen arbeiten in Supermärkten, Kliniken, Altenheimen und der Produktion. Immer in der Gefahr, sich auf dem Weg zur Arbeit in Bus oder Straßenbahn oder an der Stechuhr, bei der Schichtübergabe und in Pausenräumen zu infizieren.
Auch wenn Wirtschaftsvertreter*innen oft das Gegenteil behaupten, es ist keineswegs so, dass die Beschäftigten an ihren Arbeitsplätzen vor Corona sicher sind. Das Virus stoppt nicht vor Werkstoren und Bürotüren. Es gibt Betriebe, die vorbildlich sind bei ihren Vorsichtsmaßnahmen. Andere gehen mit der Gesundheit ihrer Beschäftigten fahrlässig um, wie DRUCK+PAPIER auf Seite 1 beschreibt.
Was tun? Die Wirtschaft wehrt sich gegen einen Shutdown: nur keine Einschränkungen. Und das Impfen geht quälend langsam voran. Dann hilft nur Testen, Testen, Testen. Die Bundesregierung erwartet, dass die Unternehmen den Beschäftigten mindestens einmal pro Woche einen Schnelltest anbieten. Auf Kosten der Unternehmen und freiwillig für die Kolleg*innen. In der Praxis funktioniert das schon. Medienberichten zufolge betreibt Volkswagen interne Testzentren, um zu verhindern, dass Corona die Produktion lahmlegt. Was sagen die Wirtschaftsverbände und Konzerne? Nö, wollen sie nicht.
Wer weiter Profite machen will, muss die Gesundheit derer schützen, die sie erarbeiten.
Michaela Böhm