Editorial

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich schreibe diesen Text Ende April. Das muss erwähnt werden, weil sich dieser Tage so vieles rasant ändert. Was im Betrieb und am Arbeitsplatz passiert, hat Thomas Dörr, Betriebsratsvorsitzender der 
Görres-Druckerei, für DRUCK+PAPIER aufgeschrieben. Sein Corona-Protokoll befindet sich hier.

Seit mehreren Wochen beherrscht das Virus unser Leben und die Nachrichten. Tausende Betriebe schicken ihre Belegschaften in Kurzarbeit. Erstmals fanden keine Kundgebungen der Gewerkschaften zum 1. Mai statt. Grundrechte werden massiv eingeschränkt. Auch das ist neu: Auf einmal gilt das Wort der Wissenschaft, um das sich die Regierungsparteien in der Klimadebatte nicht scheren.

Jetzt gibt es erste Lockerungen, auch auf Druck aus der Wirtschaft. Hoffentlich geht das gut und wir kommen nicht in eine zweite Welle der Pandemie. Vielleicht ist die Situation wieder eine andere, wenn ihr die Zeitung in der Hand haltet. Das Durchregieren hat womöglich ein Ende. In welcher Gesellschaft wir künftig leben wollen, liegt an uns. Ein System, das auf Profit ausgerichtet ist, taugt nicht für Kranke. Und eine Wirtschaft, die auch dort auf Wachstum zielt, wo es Mensch und Umwelt schadet, ebenfalls nicht.

Diese Ausgabe der DRUCK+PAPIER ist anders als sonst. Ihr werdet darin kein Porträt finden, keine Lesegeschichte, keine Reportage aus einem Betrieb. Auch wenige Fotos. Darauf haben wir verzichtet, um niemanden zu gefährden. Wir haben Themen gesucht, die recherchiert werden können, ohne das Haus zu verlassen. Einzig die Geschichte Unterwegs zur
 Azubi-Beraterin entstand aus einer echten Begegnung – natürlich vor der Kontaktsperre.

Bleibt kritisch, passt auf euch und unsere Demokratie auf und bleibt optimistisch: #andratuttobene, sagt man in Italien. Alles wird gut.