Die Insolvenzmacher
Wie Druckereibesitzer Betriebe in die Pleite treiben und Beschäftigte ihre Arbeitsplätze verlieren
Es ist still geworden an der Kleyerstraße 3 in Darmstadt. In den Hallen der apm-Druckerei summen nur die Leuchtröhren an der Decke. Die letzten Druckplatten sind noch eingespannt, die Farbbehälter gefüllt. Die Umkleide im Tiefgeschoss sieht aus wie immer. Arbeitsschuhe stehen auf den Spinden, frisch gewaschene blaue Kittel und Hosen liegen auf der Bank. Nichts davon wird mehr gebraucht. Die Druckerei hat zum Jahreswechsel dichtgemacht. Hier wurden die Mitgliederzeitungen von ver.di und der IG Metall produziert. Bis in die Weihnachtsfeiertage hinein. Obwohl die letzten 130 Beschäftigten nicht wussten, ob es weitergehen wird. »Das war ein beschissenes Weihnachtsfest«, sagt einer.
Plötzlich Schluss
Dann das Aus. Kurz vor Ende des Jahres erklärte die Insolvenzverwalterin, dass der letzte Interessent abgesprungen sei. Es sei Schluss. Alle sollten nach Hause gehen. Doch viele sind geblieben. Sie konnten das abrupte Ende nicht fassen. »Es war wie ein plötzlicher Herztod.«
Für die Kolleg*innen war das Aus überraschend, nicht aber für die Druckereibesitzer. Denn bei der apm-Druckerei waren zwei Insolvenzmacher am Werk, die es darauf angelegt haben, den Betrieb in die Pleite zu führen. Die Investorensuche sei halbherzig und dilettantisch betrieben worden, so der Eindruck von ver.di in Hessen. Immer wieder seien neue Berater ins Haus geholt worden, die außer Kosten nichts brachten. Möglicherweise lässt sich mehr Geld verdienen, wenn man Anlagen und Grundstück verkauft, als die Druckerei an einen seriösen Investor zu veräußern. Die Insolvenz scheint von langer Hand geplant, sagt Manfred Moos von ver.di in Hessen (siehe Artikel Ausgedient).
Bosch-Druck gerettet
Auch Bosch-Druck in Ergolding bei Landshut ist ein besonderer Fall von Insolvenz. Die Druckerei wurde allerdings gerade noch einmal gerettet. In der letzten Minute. Die Druckerei mit dem einst guten Ruf ist heute angeschlagen. »Kaputtgemacht von den Besitzern und ihren Managern«, sagt Pascal Atten kofer von ver.di. Das sieht nicht nur er so. Eine Schweizer Unternehmensberatung stellt dem Management ein miserables Zeugnis aus. Und der Belegschaft Bestnoten. Was vielen nichts mehr hilft. 70 Beschäftigte werden entlassen.