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Minijob, Minilohn, Minirente

Wie sich Zeitungsdruckereien aus der Verantwortung stehlen | Aber es geht auch anders

Sie servieren Kaffee, putzen Fenster, bedienen in Geschäften, tragen Zeitungen aus und legen Prospekte ein – lauter Minijobber/innen. 7,5 Millionen gibt es – so viel wie noch nie. Allein 37.000 arbeiten in der Druckbranche, weitere 150.000 sind Zusteller/innen.

Für die Jobber/innen ist das verlockend – maximal 450 Euro verdienen und weder Steuern noch Sozialabgaben zahlen müssen. Brutto für netto. Allerdings sind sie dadurch nicht kranken-, nicht pflege- und nicht arbeitslosenversichert. Und ob sie in die 
Rentenkasse zahlen wollen, bleibt ihnen überlassen.

Es ist kein gutes Geschäft: Viele bleiben in den kleinen Jobs hängen und werden um ihre Rechte geprellt, sie erhalten ihren Lohn nicht weiter, wenn sie krank sind oder Urlaub nehmen. Oft gibt es nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn von 8,84 Euro.

Das geschieht landauf, landab auch in Zeitungsdruckereien. Die lagern ihre Weiterverarbeitung aus und schieben die Verantwortung auf die Fremd
firma ab. Dort gilt kein Druck-Tarifvertrag und oft gibt es keinen Betriebsrat. Häufig stehen die Minijobber/innen auf Abruf bereit.

Immer wieder berichteten ihm Minijobber/in
nen von Problemen bei der Abrechnung und Lohnfortzahlung bei Krankheit, erzählt Holger Musiol, Betriebsratsvorsitzender im Druckzentrum Braunschweig. Die Funke Mediengruppe hat die Weiterverarbeitung bis auf die Maschinen- und Schichtführer an eine tariflose Fremdfirma vergeben. Nur wer länger dabei ist, erhält etwas mehr als den Mindestlohn.

Doch es geht auch anders. »Bei uns gibt es gar keine Minijobbenden«, sagt Peter Reinold, Betriebsratsvorsitzender beim Westfalen-Blatt. Die Einle
ger/innen seien sozialversicherungspflichtige Teilzeitkräfte. »Sie haben einen ordentlichen Arbeitsvertrag und sind vernünftig eingruppiert.« Nach dem ersten 
halben Jahr erhalten sie 14,92 Euro, also Lohngruppe II des Tarifvertrags. Fast doppelt so viel wie der Mindestlohn. »Urlaubsgeld und Jahresleistung gibt es natürlich auch«, sagt Reinold.

Beim Süddeutschen Verlag Zeitungsdruck ist für die Einleger/innen 2005 per Haustarif ein Modell geregelt worden. Die Druckerei verzichtet auf 
Leiharbeitskräfte, im Gegenzug bleiben die Minijobber/innen in der Eingangsstufe der tariflichen Lohntabelle eingruppiert. Sie erhalten 13,23 Euro pro 
Stunde.