Allgemein

Reallöhne steigen

Warnstreiks in der Papierverarbeitung ermöglichen respektables Verhandlungsergebnis

Die Beschäftigten der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie haben 
in den kommenden zwei Jahren mehr Geld in der Tasche. Das am 10. Januar bei den Tarifverhandlungen zwischen ver.di und dem Unternehmerverband HPV erzielte Ergebnis bringt den Belegschaften tarifgebundener Betriebe rückwirkend zum Jahresbeginn 
eine Lohnerhöhung von 2,1 Prozent und 
zum 1. April 2018 von weiteren 2,1 Prozent. 
Die Entgeltsteigerungen liegen damit deutlich über der von den Forschungsinstituten vorhergesagten Inflationsrate.

»Die Kollegen sind mit dem Abschluss ganz überwiegend zufrieden. Positiv ist, dass die 4,2 Prozent voll in die Lohntabelle eingehen und dass wir die Arbeitgeber bei der Laufzeit von 33 auf 24 Monate herunterdrücken konnten.«

Klaus Evain ist Betriebsratsvorsitzender bei der Engelhardt-Druck GmbH in Nördlingen.

»Wir haben nach schwierigen und langwierigen Verhandlungen ein respektables Ergebnis erreichen können«, kommentierte ver.di-Verhandlungsführer Frank Werneke den Abschluss. »Mit den insgesamt 4,2 Prozent konnte eine echte Reallohnsteigerung durchgesetzt werden.« Erreicht hätten das vor allem diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die sich in den Wochen zuvor an Streiks beteiligten. Bundesweit legten fast 4.000 Beschäftigte in 60 Betrieben die Arbeit vorübergehend nieder, um für ihre Forderung nach fünf Prozent mehr Geld Druck zu machen.

»Von dieser ursprünglichen Forderung sind wir zwar ein Stück weg; dennoch halten wir mit dem Kompromiss Anschluss an die Tarifentwicklung anderer Branchen«, erklärte Andreas Fröhlich von der ver.di-Verhandlungsführung. Dagegen hatten sich die Unternehmervertreter lange gesträubt. Mit der Behauptung einer angeblich schlechten Branchenkonjunktur forderten sie eine lange Laufzeit des Tarifvertrags von bis zu 33 Monaten. Zugleich wollten sie unbedingt verhindern, dass bei der Lohnerhöhung eine Zwei vor dem Komma steht.

»Wir hatten eine sehr gute Streikbeteiligung. Die Kollegen waren fast enttäuscht, dass sie nicht noch mal raus konnten. Vielleicht hätten wir mit weiteren Aktionen noch ein bisschen mehr rausgeholt. Dennoch: Die tabellenwirksame Lohnerhöhung von zusammen 4,2 Prozent ist ein gutes Ergebnis.«

Hans Schneiderhan ist Betriebsratsvorsitzender bei der Carl Edelmann GmbH und Co. KG in Heidenheim.

Die nun vereinbarte Verbesserung der 
Entgelte beträgt aufs Jahr gerechnet 2,1 Pro
zent bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute sagen in ihrer Gemeinschaftsprognose eine Preissteigerung von 
1,4 Prozent in 2017 und 1,5 Prozent in 2018 voraus. Das heißt: Die Reallöhne steigen. Für Auszubildende 
werden die Entgelte zudem auf volle Zehn-Euro-Beträge aufgerundet.