Mein Standpunkt

Was hältst du von den staatlichen Finanzspritzen?

»Das Entlastungspaket der Bundesregierung klingt erst mal gut. 300 Euro für einkommensteuerpflichtige Beschäftigte – prima! Aber diese Energiepreispauschale verpufft doch ganz schnell. Sie wird einmal gezahlt und muss außerdem versteuert werden. Was ich überhaupt nicht verstehe: Wieso bekommen auch Reiche und Gutverdienende das Geld? Die sind doch nicht darauf angewiesen.

Wer Sozialleistungen bekommt, erhält jetzt einen einmaligen Zuschuss von 200 Euro. Aber wer arm ist, kann kein Geld zurücklegen und auf Erspartes zurückgreifen, wenn die Strom- und Gasnachzahlungen anstehen. Wäre es nicht angebrachter, denjenigen mehr zu geben, die es wirklich brauchen?

Nächster Punkt: Die Steuer beim Benzinpreis sinkt für drei Monate um 30 Cent je Liter, beim Diesel um 14 Cent. Schön. Das hilft denen, die aufs Auto angewiesen sind. Aber wie wird sichergestellt, dass die Mineralölkonzerne den Tankrabatt auch weitergeben und das Geld nicht einsacken? Andere europäische Länder deckeln den Benzin- und Dieselpreis, das scheint mir kontrollierbar.

Thomas Dörr, Betriebsratsvorsitzender der Görres-Druckerei in Neuwied

Dritter Punkt: das 9-Euro-Ticket, also für ein Vierteljahr nur neun Euro pro Monat im öffentlichen Nahverkehr zahlen. Das hat doch nur Symbolcharakter. Jahrzehntelang wurde der Individualverkehr gefördert und der öffentliche Nahverkehr ausgedünnt. Von meiner Wohnung im Westerwald bis zur Arbeitsstelle in Neuwied bräuchte ich mit Bus und Bahn bis zu zwei Stunden, mit dem Auto aber nur 30 Minuten und ich nehme noch einen Kollegen mit. Es reicht doch nicht, die Tickets billig zu machen und zu hoffen, dass die Menschen vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen. Auf dem Land fährt doch kaum mehr was. Unterm Strich ist das ganze Entlastungspaket keine gute, dauerhafte Lösung. Und ich frage mich: Wie soll das finanziert werden?«