Rempel-Logik: Druckereien dichtmachen und an Print glauben
Ein Kommentar zur neuen Zeitungsrotation in der Ippen-Gruppe

Zeitungsleser*innen sind unflexibel. Was morgens auf den Tisch kommt, sollte aussehen wie gestern und vorgestern. Änderungen? Braucht kein Mensch. Innerhalb weniger Wochen murren und granteln sie leiser. Ein sicheres Zeichen, dass sie sich ans neue Aussehen gewöhnt haben. Von daher wäre es keine Zeile wert, dass die Frankfurter Rundschau (FR) seit 2. Januar 2025 im neuen Format erscheint. Wäre da nicht das Eigenlob des Verlags. Eine besser zu lesende Schrift, eine Spalte zusätzlich und mehrere, bequem am Frühstückstisch unter den Familienmitgliedern aufzuteilende Zeitungsbücher. Überschrift: »Die FR wächst.«
Zwar nicht an Auflage, Inhalt, Personal, Bedeutung, Kapital, Aktualität, Tarifbindung und gutem Umgang. Im Gegenteil: Ende 2023 wurden drei junge Redakteur*innen innerhalb der Probezeit entlassen. Sie hatten sich am Warnstreik beteiligt, mit dem die Belegschaft die Wiederaufnahme der Tarifverhandlungen forderte.
Rotationell
Der Frankfurter Rundschau wurde schlicht ein größeres Format verpasst, der Frankfurter Neue Presse und der Offenbach Post dagegen ein kleineres. Die Spielberichte der Europapokal-Spiele stehen zwar nicht mehr am nächsten Tag in der Zeitung. Aber alle hessischen Zeitungen aus der Ippen-Verlagsgruppe sind nun gleich groß und Zeitungsseiten lassen sich ohne Aufwand von einem Zeitungstitel zum anderen verschieben. Rationell statt aktuell. Rotationell.
Denn am (tariflosen) Standort in Offenbach investierte die Ippen-Gruppe in eine neue Druckmaschine und die kann eben nur Berliner Format. Während andere Blätter die Reduzierung von Print-Ausgaben aufs Wochenende ankündigen müssten (ein Seitenhieb auf die taz, die es unter der Woche nur noch digital gibt), könnten Fans der Frankfurter Rundschau sicher sein, ihre Lieblingszeitung noch viele Jahre lang gedruckt lesen zu können, ließ der Verlag verlauten. Und Geschäftsführer Max Rempel schrieb: »Wir glauben an Print.«
Überflüssig gemacht
Dafür müssen allerdings die Belegschaften dran glauben. Denn was der Verleger-Enkel und Rempel-Sprößling mit 20 Prozent Juniorpartnerschaft in der Ippen-Gruppe nicht erwähnt: Mit der Verschieberei von Zeitungsproduktionen und Formatwechseln machte die Ippen-Gruppe die Frankfurter Societäts Druckerei überflüssig. Zum 31. Dezember 2024 verloren 155 Beschäftigte und um die 100 Leih- und Werkvertragskräfte ihre Arbeit. Zum 30. September schließt Ippen auch das Druckhaus Dessauer Straße in München.