Zufrieden mit dem Abschluss
Reaktionen aus den Streikbelegschaften

Die Belegschaft von DS Smith in Erlensee gehört mit zu den ersten Streikenden. Foto: Bert Bostelmann
Wie jeden Morgen dreht Betriebsratsvorsitzender Jens Oppermann auch an diesem Freitag nach dem Tarifabschluss seine Runde im Werk von DS Smith in Arenshausen. Was sagen die Beschäftigten zum Ergebnis? Zustimmung, Nicken, ganz okay. Sieht Oppermann auch so: Gutes Ergebnis. Und so schnell. In der Tarifrunde 2023 brauchte es fünf Runden bis zum Abschluss.
Ähnlich reagiert die Belegschaft bei Smurfit Westrock in Brühl. Die Akzeptanz sei hoch, sagt Uwe Knorr aus der ver.di- Verhandlungskommission und Betriebsratsvorsitzender. Manch einer fragt: Wäre nicht mehr drin gewesen? Schließlich läuft es gut in Brühl. »Aber es geht ja nicht allein um unseren Standort«, erklärt er dann. »Man muss die gesamte Papierverarbeitung im Blick haben. Wir sind als Gewerkschaft eine Solidargemeinschaft.« Alle gemeinsam.
24-Stunden-Streiks
Streikbrecher*innen anheuern, Streikende unter Druck setzen – das hat es in dieser Tarifrunde nach Informationen von ver.di nicht gegeben. Nur bei SIG Combibloc in Linnich versuchte das Management, die Beschäftigten zu kaufen. Jeder Tarifmitarbeiter, der sich an einem Streiktag nicht an Streikmaßnahmen beteilige, solle einen Essensgutschein für die Kantine erhalten – in Höhe von sechs Euro. »Bedauerlicherweise sind einige Beschäftigte reingegangen, um zu arbeiten, was der Arbeitgeber mit dem Essensgutschein honoriert hat«, sagt Bogdan Wydra von SIG Combibloc. »Man braucht nicht viel Fantasie, um zu erahnen, wie das von den Kolleginnen und Kollegen, die draußen geblieben sind, bewertet wurde.«
Belegschaften quer durch die Republik streikten. Im Süden etwas mehr als im Norden, mal ein paar Stunden, mal ganze Schichten, mal 24 Stunden wie bei Edelmann in Heidenheim. Dort sei die Beteiligung superhoch gewesen, sagt Benjamin Epple aus der ver.di-Verhandlungskommission. Wenn eine Maschine lief, dann bediente sie eine Führungskraft fast allein.
Fast gescheitert
Nicht anders in Niederbayern. 24 Stunden Streik. 200 Beschäftigte vorm Tor. Christian Fuchs, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Bischof + Klein in Konzell, verhandelte für ver.di die gesamte Zeit mit den Unternehmensvertretern und hat miterlebt, wie die Verhandlung nach Mitternacht zu scheitern drohte. Nach intensiven 3:3-Gesprächen, drei von ver.di und drei vom Unternehmerverband, war der Durchbruch geschafft. Nicht nur ein Ergebnis guten Verhandelns. »Die Streiks waren definitiv ausschlaggebend, dass der Verband die Fünf vor dem Komma akzeptierte.«
Vergleichbar mit der IG Metall
Mit dem Ergebnis, das vergleichbar ist mit dem jüngsten Tarifabschluss der IG Metall, kann Fuchs, wie er sagt, sehr gut leben. Das Volumen sei gut, die Laufzeit okay. »Klar, wir mussten auch Kröten schlucken, wie die Nullmonate und den dritten Auszahlungszeitpunkt.«
Jetzt sind die Mitglieder am Zug. In drei Videokonferenzen stellt sich ver.di ihren Fragen. Erst dann hat die Tarifkommission das letzte Wort.

Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 27 Monaten und endet am 30. April 2027. ver.di hatte 7,5 Prozent auf zwölf Monate gefordert. Noch handelt es sich um ein vorläufiges Ergebnis. Die Erklärungsfrist von ver.di und dem Unternehmerverband endet am 10. April 2025.
Mehr Infos und Fotos zum Streik: t1p.de/streikinfos-papier
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