Menschen mit Behinderung erhalten für ihre Arbeit in einer Werkstatt im Schnitt einen Lohn von 1,42 Euro pro Stunde (siehe hier). Viele macht das wütend. Weil sie ihre Arbeit nicht gewürdigt sehen und auf Unterstützung vom Staat angewiesen sind. Warum erhalten sie nicht mindestens den gesetzlichen Mindestlohn? Warum erhalten sie nicht so viel Geld, dass sie selbstständig leben können? Ohne ihre Bedürftigkeit nachweisen zu müssen. Denn das ist auch entwürdigend. Ein Solidarbeitrag von allen. Finanziert aus Steuermitteln. Was wäre dagegen einzuwenden?
Staatliche Unterstützung hat einen schlechten Ruf. Geld für Faulenzer, der Staat als Selbstbedienungsladen, Förderung der Schwachen auf Kosten der Starken. Das ist, was uns kapitalistische Fundamentalisten seit Jahren einzureden versuchen.
Die Frage ist doch vielmehr: Wozu entscheiden wir uns, was mit unseren Steuergeldern gefördert werden soll? Auf keinen Fall Klimakiller. Klar, oder? Jetzt hat eine Studie zutage gefördert, wie viel Geld für klimaschädliche Sonderrechte verpulvert wird: 6 Milliarden Euro für die Besteuerung privat genutzter Dienstwagen (davon profitieren ausschließlich Top-Verdiener*innen), 9,6 Milliarden Euro für steuerbegünstigten Diesel, 3 Milliarden für Steuerbefreiungen bei Flügen. Macht zusammen knapp 19 Milliarden Euro und mehr als 35 Millionen Tonnen zusätzliche Treibhausgase. Die Zahlen stammen übrigens von 2020, dem Höhepunkt der Corona-Pandemie, als weniger geflogen und gefahren wurde. Von dem Geld ließe sich locker der öffentliche Nahverkehr ausbauen. Und existenzsichernde Löhne für Menschen mit Behinderung in Werkstätten ließen sich auch finanzieren. Das Geld muss nur anders verteilt werden. Hatte ich an der Stelle, glaube ich, schon mal erwähnt.