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Was die Buchbranche umwälzt

Künstliche Intelligenz: Was Maschinen können, wie sich Berufe verändern und warum der Buchdruck weiterlebt

Ihm ist langweilig. Wochenlang ist Heiko Luba krankgeschrieben, er liegt auf dem Sofa und soll so wenig wie möglich aufstehen. Es ist Anfang des Jahres, die Zeit des ChatGPT-Fiebers. Wie manch andere Menschen probiert er aus, ob dieser Chatbot, der mit künstlicher Intelligenz (KI) arbeitet und ein Gespräch simuliert, tatsächlich innerhalb weniger Minuten brauchbare Texte liefert. Im Internet macht sich der digitale Operator von CPI Ebner & Spiegel schlau, wie ChatGPT funktioniert. Er will ein Kochbuch schreiben. Warum? »Ich koche selbst gern.«

Er lernt, »Prompts«, das sind präzise Anweisungen, zu formulieren. Zum Beispiel: »Schreib mir ein Rezept für frittiertes Gemüse, verwende Zucchini, aber keinen Rosenkohl.« Auf die Art und Weise erzeugt das Sprachmodell 50 Rezepte mit Zutaten und Zubereitung. Er kocht ein paar Rezepte nach, »schmeckt gut«, und fügt ebenfalls von künstlicher Intelligenz generierte Fotos hinzu. PDF erstellen, hochladen, fertig. Ein komplettes Buch für Low-Carb-Rezepte.

Warum Low Carb? Das hat ihm ein Algorithmus empfohlen – eine von Menschen programmierte Anleitung für den Computer, die ihm sagt, was er zur Lösung einer Aufgabe in welcher Reihenfolge tun muss. Kalorienreduzierte Rezepte und solche für Diabetiker*innen wären laut Algorithmus gut nachgefragt.

Sein Fazit: »Ich war überrascht, auf nur eine Frage ruckzuck solche Ergebnisse zu bekommen. Ich wollte zeigen, was ein Laie mit künstlicher Intelligenz machen kann.«

Was bedeuten solche leistungsfähigen Sprachmodelle für die Buchbranche? Die einen schwärmen, die anderen bangen: ChatGPT schreibt Bücher, Künstliche-Intelligenz-Maschinen wählen Manuskripte aus, übersetzen sie in andere Sprachen, erzeugen Illustrationen und Fotos, prognostizieren das Kaufpotenzial – flugs ist das Buch im Netz. So wird die nahe Zukunft aber nicht aussehen. Künstliche Intelligenz bedeutet auch nicht das Ende des Buchdrucks.

DRUCK+PAPIER hat Fachleute gefragt – aus der Buchwissenschaft und dem Buchdruck, Betriebsräte und Verlage. Der Verlag Springer Nature veröffentlichte 2019 sein erstes maschinengeneriertes Buch. An der Qualität lag es nicht, warum es ein Einzelstück bleiben wird.

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