Drucken auf Bestellung
Heute produziert, morgen geliefert | CPI kooperiert in Erfurt mit Zeitfracht
Ein einzelnes Buch nachdrucken? Noch vor Jahren hätte eine solche Idee einen Kostenschock bei der Kundschaft und allein wegen der Rüstzeiten Kopfschütteln in den Druckereien verursacht. Doch inzwischen gibt es den Druck auf Bestellung – Print-on-Demand – mit geeigneter Digitaldruck- und Weiterverarbeitungstechnik. Damit sind kleinste Auflagen möglich, die noch dazu schnell geliefert werden.
Dafür haben sich neuerdings die Buchdruckerei CPI und der Logistiker Zeitfracht in Erfurt zusammengetan. Der Vorteil: In Thüringen hatte Koch, Neff & Volckmar als einst größter Zwischenhändler bereits ein modernes Logistikzentrum aufgebaut. Täglich konnten dort schon einige Tausend Titel auf Bestellung produziert werden. Als die Firma 2019 insolvent ging, stieg Zeitfracht ein und übernahm neben dem Sortiment auch die Print-on-Demand-Produktion.
Noch stehen bei Zeitfracht in Erfurt Buchpaletten in sechsstelliger Zahl, meist sogenannte Backlist-Titel, also aus Verlagsangeboten weiter lieferbare Bücher, die beim Zwischenhändler aufbewahrt werden. Viel totes Kapital.
Lauter Einzelstücke
Schluss mit Lagerhaltung
CPI als ein Vorreiter im Segment Print-on- Demand versucht nun, die Verlage von dessen Vorzügen zu begeistern: Druck auf Bestellung würde Papier, Lager- und Transportkapazitäten sparen, flexiblere Planung und häufigere Nachdrucke ermöglichen. Bedingung: Alle Druckdaten kommen bei CPI in die Datenbank und können bei jeder Anforderung sofort abgerufen werden.
Ausschließlich zu drucken, sei nicht mehr genug, heißt es bei CPI. Man will Abläufe in der Buchproduktion insgesamt umkrempeln und die Verlage sollen mitziehen: Keine Lagerhaltung heißt die Strategie. Dann ließen sich auch für Buchdrucker Zuwächse sichern, wo es sonst kaum Wachstum gibt. Jährliche Umsätze von jetzt 25 Millionen Euro bis 2025 mehr als zu verdoppeln, sei machbar.
Eine »coole Sache«
»In Erfurt haben wir noch viel vor«, sagt CPI-Geschäftsführer Robert Höllein. Man glaube an das Modell, investiere in die Zukunft, müsse wohl aber »einen längeren Atem mitbringen«. CPI hat im Januar das Geschäft bei Zeitfracht übernommen und dazu die Tochterfirma CPI Druckdienstleistungen gegründet. Bislang wurden einige Maschinen ausgetauscht, die IT umgestellt und Technik für Hardcoverproduktion aufgestellt. Dazu gebe es Trainings für die Beschäftigten. Etliche Arbeitskräfte wurden eingestellt, einige Maschinenbediener und Drucker, darunter Fachkräfte aus der geschlossenen Zeitungsdruckerei von Funke in Erfurt-Bindersleben. Weiterer Personalaufbau sei zunächst nicht absehbar, so Höllein.
Allerdings wird bei der CPI-Tochter weniger als Tarif gezahlt. Gearbeitet wird aktuell in zwei Schichten. Taschenbücher sind in zwei Stunden gefertigt, verspricht CPI, demnächst auch Hardcover binnen eines Tages. Und: Die druckfrischen Titel würden ebenso wie Lagerware über Nacht an die Buchhändler gebracht – dank der Auslieferungswege von Zeitfracht.
Wie die Digitaldruckmaschine – über einen Barcode gesteuert – zwischen verschiedenen Buchformaten unterscheidet und das für den jeweiligen Auftrag passende Papierfach ansteuert, sei schon eine »coole Sache«, berichtet jemand, der sich das anschauen konnte. Parallel werde das Cover gedruckt. Und tatsächlich läuft oft nur ein einziges Exemplar eines Buches vom Band.
Die Buch-Zwischenhändler
Neben Zeitfracht gibt es mit Libri und Umbreit zwei weitere große Buch-Zwischenhändler. Libri hat seit 2018 mit seinem Schwesterunternehmen Books on Demand (BoD) in Bad Hersfeld für einen zweistelligen Millionenbetrag ein Print-on-Demand-Zentrum ausgebaut, das in die Libri-Logistik integriert wurde. Amazon betreibt sein Geschäft in Leipzig und Polen.
Zeitfracht ist führender Logistikdienstleister für die Buch- und Medienbranche, gehört zur Zeitfracht Gruppe mit Hauptsitz in Berlin, die auch andere Branchen bedient und im Modeeinzelhandel, Fracht- und Personenluftverkehr sowie der Spezialschifffahrt aktiv ist.