Unterwegs zur Einschulung
Mediengestalter*innen Digital und Print machen Flyer, layouten Zeitschriften, entwerfen Internet-Auftritte, Online-Spiele und Videos.
Alles fängt an einem Montagmorgen im Schatten der Frankfurter Hochhäuser an. Wie hält man das aus – acht Stunden Unterricht mit dem Stoff vor der Nase? Diese Frage bewegt am ersten Berufsschultag nicht nur Luisa, Julia, Marten und die anderen Azubis. Auch die Lehrkräfte an der Gutenbergschule sind angespannt. In der Aula fallen dann die Masken. Die gute Nachricht: Freies Atmen ist möglich, wenn 1,5 Meter Abstand eingehalten werden.
Die schlechte Nachricht: Der neue Jahrgang ist so dünn wie lange nicht mehr. Zehn junge Männer und 17 junge Frauen wurden aus den Betrieben in die Berufsschule geschickt. »Normalerweise sind es etwa 60«, sagt der Fachbereichsleiter Goy Grass. Weil ihnen wegen der Pandemie Aufträge wegbrechen, lassen Agenturen, Druckereien und Redaktionen ihre Ausbildungsplätze offensichtlich unbesetzt. Schuldirektorin Ilona Hartmann findet das verwunderlich. »Alle Mediengestalterinnen und Mediengestalter, die ich kenne, haben jetzt sehr viel zu tun.«
Fragt und diskutiert viel!
Goy Grass hofft, dass noch Berufsanfänger*innen nachgemeldet werden. Immerhin sei hier eine der fünf besten Ausbildungsstätten neben München, Hamburg, Stuttgart und Köln. Die Gutenbergschule hat eine komplette Druckerei, fixe Grafikrechner und aktuelle Releases, also Markteinführungen für Produkte. »Ihr könnt hier eine gute Ausbildung machen«, verspricht der Berufsschullehrer seiner neuen Klasse.
Während er die Stundenpläne austeilt, darf jeder vor den Apple-Monitoren Probe sitzen. Sie sind mit massiven Fahrradschlössern an die Tische gekettet. Jeden Dienstag werden die Auszubildenden hier das Standbild-Modeling mit 3-D-Software üben. Oder die Finessen von Photoshop und Indesign kennenlernen.
Luisa kennt die Schule schon. Hier hat sie ihre Ausbildung zur Fotografin gemacht. Aktuell gestaltet die 22-Jährige Fotorahmen bei einem Snapbox-Betreiber. »Mich interessiert aber auch die Webseitenprogrammierung. Da will ich fitter werden.«
Der 19-jährige Marten hat bei einem Lernsoftware-Hersteller angefangen. »Ich programmiere Pfeile und andere Gestaltungselemente« – dabei soll es nicht bleiben. Er will mehr können. Aber zuerst muss er die Regeln lernen. Er ist zu spät zur Einschulung gekommen. Das sei okay, aber nur dieses eine Mal, sagt Goy Grass.
Später wird man vielleicht kreativ, aber nicht unbedingt reich. Für Berufsanfänger*innen liegen die Bruttoeinkommen laut Internetportalen zwischen 1.650 und etwa 2.500 Euro. Mehr zahlen nur tarifgebundene Betriebe. Luisa weiß das. »Ich will dem Kunden eine gute Arbeit abliefern. Aber wenn es zur Ausbeutung kommt, muss man das klar aussprechen.«
Jonas Zühlke hat schon zwei Jahre in der Gutenbergschule hinter sich. »Cool finde ich, dass man hier das Lernen lernt.« Den Anfänger*innen rät er, viel zu fragen und über die Arbeitsergebnisse zu diskutieren. Dann klappt das auch mit der Kreativität.