Unterwegs zu

Unterwegs zu Prinovis

Europas ehemals größter Tiefdruck-Konzern ist Geschichte. Ende Januar schloss die Bertelsmann-Tochter Prinovis ihren letzten Betrieb. 550 Beschäftigte verloren ihre Arbeit.

Im Betriebsratsbüro sind die Regale leer geräumt. Mitten im Raum stehen blaue Altpapiertonnen und Schreddercontainer. Endzeitstimmung bei Prinovis in Ahrensburg. Wenige Tage später, Ende Januar, wird die letzte Tiefdruckerei der Bertelsmann-Tochter für immer ihre Tore schließen. Und der jahrelange Niedergang dieses traditionsreichen Druckverfahrens in Deutschland erreicht einen neuen Tiefpunkt. Doch der Betriebsratsvorsitzende hat keine Lust zu trauern. »Ich gehöre zu den vielen bei uns, die sagen: Schließt ab und fertig!«, sagt Florian Buchwald, 44. Zu lange habe sich das Ende abgezeichnet. Seit 2010 hat die Belegschaft den Standort nur noch mit Lohnverzicht und immer neuen Zugeständnissen am Leben erhalten. Ohne dass das Unternehmen den Betrieb zukunftsfähig gemacht hätte.

Mit Missmanagement und einem rücksichtslosen Unterbietungswettbewerb hat sich nicht nur Prinovis, sondern die ganze Tiefdruckbranche selbst ins Aus geschossen. Seit 15 Jahren schließt ein Werk nach dem anderen. Mit der Entlassung der 550 Beschäftigten in Ahrensburg kletterte die Zahl der Menschen, die deswegen in Deutschland ihre Arbeit verloren, auf 4.500. Buchwald aber schaut jetzt lieber nach vorn. »Wir denken, dass die allermeisten unserer Kolleginnen und Kollegen recht schnell was Neues finden werden.« Wenn auch nicht unbedingt im Druckgewerbe.

Maschinen werden verschrottet

Die Arbeitsmarktlage hilft. Bei einer Jobbörse im Betrieb warben 30 Firmen aus verschiedenen Branchen um das Prinovis-Personal. Hinzu kommt der Interessenausgleich, den der Betriebsrat ausgehandelt hat. Zusätzlich zu den Abfindungen, die vorsorglich bereits 2015 in einem Sozialplan-Tarifvertrag vereinbart wurden, zahlt Bertelsmann noch einmal rund 50 Prozent mehr – für Fortbildungen, für Produktionssicherungsprämien, für die bis zu zwölfmonatige Weiterbeschäftigung in einer Transfergesellschaft.

Und was macht Buchwald? Er bleibt mit 70 Kolleg*innen bis Ende dieses Jahres in Ahrensburg – sie sind das sogenannte Rückbauteam. Die riesigen Rotationsmaschinen, auf denen bis vor Kurzem Zeitschriften wie die Apotheken Umschau in Millionenauflage gedruckt wurden, werden verschrottet. Was mit dem Werksgelände passiert, ist unklar. Eine Druckerei allerdings wird sich hier wohl nie wieder ansiedeln.