Unterwegs zum stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden
Marcus Pfaff kontrolliert im Gremium die Geschäftsführung der Bundesdruckerei
Marcus Pfaff, 50, ist Betriebsratsvorsitzender der Bundesdruckerei. Sein Büro hat er im zweiten Stock in der Kommandantenstraße in Berlin-Kreuzberg. Eigentlich ein passender Ort, um sich auf die vier Aufsichtsratssitzungen im Jahr vorzubereiten. Aber das macht er fast ausschließlich zu Hause: »Die Unterlagen dürfen nur für mich zugänglich sein.« Niemand sonst darf reinschauen. Und zu besonderer Verschwiegenheit ist ein Aufsichtsratsmitglied auch verpflichtet. Details zu Beratungen, Abstimmungen oder Wortbeiträgen von anderen Mitgliedern muss Pfaff für sich behalten.
Erfahren und gut aufgestellt
Betriebsrat und Aufsichtsrat – das passt für ihn trotzdem bestens zusammen. »Die Betriebsratsarbeit mit dem sozialen Engagement für die Belegschaft ist eine Lebenseinstellung von mir.« Die Arbeit im Aufsichtsrat helfe ihm dagegen zu kontrollieren, ob der Betriebsrat im operativen Geschäft identische Zahlen von der Geschäftsführung erhalte. Die Rollen gelte es klar abzugrenzen. Im Aufsichtsrat gehe es um das Unternehmen und dessen Entwicklung. »Es gibt dort intensive, manchmal schmerzende Diskussionen für beide Seiten. Das Ziel ist aber immer, in Gesprächen zu Lösungen zu kommen.« 2013 kam Marcus Pfaff als Nachrücker in den Aufsichtsrat, 2016 wurde er wieder ins Gremium und zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Am Anfang besuchte er Kurse und Schulungen zu Rhetorik, Jahresabschluss und den Aufgaben von Aufsichtsratsmitgliedern. Geholfen haben ihm seine Erfahrungen aus der Arbeit im Betriebsrat, dem er seit 17 Jahren angehört. »Inzwischen bin ich in diesen Themen erfahren und gut aufgestellt.«
Fundiertes Wissen nötig
Die Regeln für den Aufsichtsrat ergeben sich bei Unternehmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten – wie bei der Bundesdruckerei – aus dem Mitbestimmungsgesetz. Die Anteilseigner – in diesem Fall der Staat – stellen sechs Mitglieder inklusive des Vorsitzenden. Für die Arbeitnehmerseite sind ebenfalls sechs, jedoch von der Belegschaft gewählte Personen im Aufsichtsrat, darunter zwei Gewerkschaftssekretäre von ver.di. Für die Aufsichtsratsarbeit erhält Pfaff eine Vergütung, die er zum Großteil – wie bei ver.di vorgeschrieben – abführt. Das Geld geht an die Hans-Böckler-Stiftung und an die gemeinnützige Gesellschaft ver.di GewerkschaftsPolitische Bildung.
Die Vorbereitung auf eine Sitzung kann gut eine Woche oder mehr umfassen. Besonders am Anfang und am Ende des Jahres gibt es viel Stoff zu lesen. Eine der Kernaufgaben ist die Überwachung der Geschäftsführung. Das geht nicht ohne fundiertes Wissen. Im Aufsichtsrat zu sein – das ist manchmal auch ein Spagat. Was wirtschaftlich sinnvoll fürs Unternehmen ist, kann riskant sein für die Arbeitsplätze. Die zu erhalten, das ist für Marcus Pfaff das Wichtigste.