Editorial

Ich schlage meine Tageszeitung auf. Darin lese ich, dass das Baukindergeld, das die große Koalition beschlossen hat, für den Staat teuer kommt, die Baupreise nach oben treibt und jungen Familien nicht wirklich hilft. Zudem können auch absolute Spitzenverdiener das Geld abgreifen. Das ist ungerecht!

Einmal umblättern: Vor zehn Jahren knallte die 
größte Finanzkrise der Nachkriegszeit in unser 
Leben. Was versprachen Politik und Finanzinstitute nicht alles, um die Steuerzahlenden zu besänftigen, weil die den Karren aus dem Morast der Gier ziehen mussten. Heute ist das Eigenkapital der Banken immer noch zu mickrig, damit sie sich das nächste Mal selbst retten können. Und die Finanzindustrie jammert schon wieder über die angebliche Überregulierung. Nicht auszuschließen, dass sie damit durchkommt. Das ist ungerecht!

Weiter: Autohersteller haben jahrelang bei den Abgaswerten der Dieselautos betrogen. Nun gibt es in den ersten Städten Fahrverbote. Der Vorschlag des Verkehrsministers: Sollen die Besitzer ihre alten Stinker doch gegen neue eintauschen – gibt auch eine 
Prämie dazu. Das 
ist ein grandioses 
Subventionspaket für die Autoindustrie – wer betrügt, wird belohnt. Absolut ungerecht!

Solche Nachrichten erreichen uns täglich. Aber ist das ein Grund, AfD zu wählen? 
Eine Partei, die mit 
Nazis marschiert und mit Worten Brandsätze wirft? Sie interessiert es nicht, ob sich Normalverdiener die Miete leisten können und um den Job bangen. »Wer AfD wählt, verpasst nicht den Parteien einen Denkzettel, sondern der Demokratie einen Fußtritt«, sagt ein Betriebsrat. Recht hat er. Das Gift der AfD sickert in die Betriebe und spaltet die Belegschaften. Das hilft nur den Unternehmern, denn gespaltene Belegschaften sind schwache Belegschaften.

Michaela Böhm