Menschen & Meinungen

Was hältst du von der IG-Metall-Forderung zur 28-Stunden-Woche?

»Die Forderung trifft ins Schwarze. Schon meine persönliche Situation könnte auf viele andere passen. Ich arbeite Vollzeit, habe eine fünfjährige Tochter und einen 87-jährigen Vater, der meine Unterstützung braucht. Eine Arbeitszeitverringerung für zwei Jahre, wie sie die IG Metall fordert, käme mir entgegen, erst recht mit einem Zuschuss des Arbeitgebers. Das zu verlangen, halte ich keineswegs für verwerflich, denn Kindererziehung ist für mich ein Beitrag zur Zukunftssicherung und die Pflege von Angehörigen trägt 
zur Entlastung des Sozialsystems bei.

Als Betriebsrätin weiß ich, dass viele Kolleginnen und auch manche Kollegen durchaus den Wunsch haben, eine Zeit lang weniger zu arbeiten. Erfahrungsgemäß gestaltet es sich aber schwierig, aus der Teilzeitarbeit heraus die Stundenzahl später wieder zu erhöhen. Mit allen Konsequenzen von Einkommenseinbußen über die niedrigere Rente bis hin zu geringeren Karrierechancen.

Das Problem: Es fehlt immer noch das Recht auf Rückkehr in Vollzeit. Die Union hat das gerade in der letzten Legislaturperiode verhindert. Da erscheint es mir nur konsequent, wenn sich Gewerkschaften des Themas Arbeitszeit wieder annehmen.

Sonja Maurer, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende und Redakteurin, Verlag und Druckerei Main-Echo, Aschaffenburg


Die Forderung, dass Schichtarbeiter ihre Arbeitszeit um mindestens fünf Tage im Jahr verkürzen können – ebenfalls 
mit Zuschuss – finde ich klasse. Denn das sind doch die Menschen, die ihre Gesundheit in Nachtarbeit permanent aufs Spiel setzen.

Die Behauptung der Arbeitgeber, 
Arbeitszeitverkürzung verschlimmere den Fachkräftemangel, halte ich für falsch. Denn wer ständig nach Fachkräften schreit, muss etwas dafür tun, diese Fachkräfte 
an sich zu binden. Dazu ist es auch nötig, flexibel im Sinne der Beschäftigten und nicht nur nach Auftragslage zu sein.«