Menschen & Meinungen

Herzlichen Glückwunsch, Franz!

Als Franz Kersjes an einem Apriltag 1955 in dem kleinen Betrieb in Köln erschien, wollte er zum Repro-Fotografen ausgebildet werden. Doch der Ausbildungsplatz war versehentlich schon vergeben worden. Und so musste Franz einen Beruf lernen, von dem er nie zuvor gehört hatte – Klischeeätzer. Solche Erinnerungen hat Franz Kersjes zusammengetragen, mit historischen Ereignissen verknüpft und aufgeschrieben (franz-kersjes.de). Auch das ist dort zu lesen: Wie er als 21-Jähriger zur Musterung vorgeladen wurde und den Kriegsdienst verweigerte. War es doch nicht lange her, dass er im Keller in Köln mit Bangen die Bombardierungen abwartete – und »als wir wieder hochgingen, brannten links und rechts die Häuser.« Doch die Gründe, die Franz bei der Gewissensprüfung vorbrachte, reichten nicht. Dem Dienst an der Waffe ist er nur deshalb entkommen, weil er einziger Sohn eines im Krieg getöteten Vaters war.

Seine Politisierung haben die Kollegen im Betrieb übernommen. Die haben über politische Ereignisse gesprochen – oft eine ganze Stunde lang; erst dann wurde gearbeitet. Die Kollegen haben ihn auch in den Deutschen Senefelder Bund – eine Berufsgewerkschaft – aufgenommen, zu deren Jugendabenden geschickt und ihm nach der Ausbildung geraten, den Betrieb zu wechseln – nicht ohne den Tipp, wie viel Lohn er fordern sollte. Es waren die 1960er-Jahre und Fachkräfte des grafischen Gewerbes waren gesucht. Franz Kersjes hatte viele Aufgaben in der IG Druck und Papier und später in der IG Medien, etwa als Landesbezirksvorsitzender. Mit ver.di-Gründung 
ist er in Ruhestand gegangen und macht seitdem weiter: beispielsweise mit 
www.weltderarbeit.de.

Franz Kersjes – vor zehn Jahren – hier in der Kölner Südstadt, wo er ganz in der Nähe zur Schule gegangen ist.

Am 24. Juli feiert Franz Kersjes seinen 
80. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!

 

Mehr von Franz Kersjes in: »Erlebte 
Geschichten«, WDR, 1. Mai 2010. 
www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/erlebtegeschichten/Kersjesfranz100.html