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Werben im Fünf-Minuten-Takt

Wie potenzielle ver.di-Mitglieder angesprochen werden können | Ansprachetraining mit Rollenspielen zum Üben | Mit System und rotem Faden

Wie beim Speeddating. Allerdings sitzen sich hier nicht Single-Männer und Single-Frauen gegenüber. Hier geht’s um mehr als den Mann fürs Leben oder die Frau für immer. »Boah, muss das sein«, grummelt ein Teilnehmer. Am liebsten würde er sich drücken. Nichts da. Fünf in die eine Reihe, fünf gegenüber. Die einen werben für ver.di, die anderen sollen geworben werden. Nach fünf Minuten rückt einer zur Seite. Und man hat einen Neuen vor sich. Danach werden die Rollen getauscht. Los geht’s.

»Hallo, ich bin Peter, ich bin bei ver.di. 
Wir sind uns ja schon ein paar Mal über den Weg gelaufen. Wir wollen, dass die Firma wieder den Tarifvertrag anwendet. Was beschäftigt dich denn an deinem Arbeitsplatz?« Ein Satz zum Einstieg. Die Kollegin sprudelt los: ein ständiger Druck sei das bei der Arbeit, zu wenige Leute, Überstunden ohne Ende, mieses Betriebsklima. »Aber was soll ver.di da schon ausrichten? Das bringt doch alles nichts.« Um den Satz zu unterstreichen, verschränkt sie die Arme vor dem Bauch.

Lernen, wie es richtig geht

Gar nicht so einfach. Um zu lernen, wie Kolleginnen und Kollegen auf eine Mitgliedschaft bei ver.di angesprochen werden können, sind zehn Leute aus verschiedenen Betrieben in die ver.di-Bildungsstätte im bayerischen Brannenburg gekommen. Weil in einem Betrieb der Organisationsgrad niedrig ist, woanders ein Betriebsteil in eine tariflose GmbH ausgegliedert wurde oder der Unternehmer zwar Mitglied im Verband ist, aber den Tarifvertrag nicht anwendet.

»Ich habe bisher noch nie jemanden auf ver.di angesprochen. Bislang hätte ich auch nicht gewusst, was ich entgegnen soll«, erzählt ein Teilnehmer. Das Rollenspiel – »eine gute Übung« – hat ihm am besten gefallen. Am liebsten schlüpften die Teilnehmer/
innen in die Rolle des Gewerkschaftsgegners. Um mal all das loszuwerden, was 
ihnen sonst entgegengeschleudert wird.

Solche Leute sollte man allerdings links liegen lassen, empfiehlt Trainer Mathias 
Van, und seine Zeit stattdessen in die 
Kolleginnen und Kollegen investieren, die interessiert wirken.

Viele gute Gründe für ver.di

»I hob ma scho as Mai gfransert gredt«, fransig hat er sich seinen Mund schon ge
redet, sagt einer. Deswegen ist er auch hier. Um zu hören, was er den immer gleichen Argumente entgegnen soll: altbacken, 
unmodern, zu teuer, nur was für Gewerbliche, nicht für Angestellte, Ich-kann-für-mich-allein-Eintreten.

Drei Argumente rausgepickt, kurz in 
die Arbeitsgruppe zurückgezogen, dann wird präsentiert – schließlich hängt die Wand voll mit vielen guten Gründen, die 
für eine Mitgliedschaft bei ver.di sprechen. Nur zwei: Gewerkschaften sind die Einzi
gen, die für Arbeitnehmer/innen Löhne 
und Arbeitsbedingungen aushandeln. Und 
ohne Gewerkschaft bleibt nur das Betteln beim Unternehmer. Fazit: »Das Training war ein guter Anfang.«