Menschen & Meinungen

Was hältst du von flexiblen Arbeitszeiten?

Für die Kollegen ist das ein übles Ding. Schichtarbeiter in der Tageszeitungsproduktion sind ohnehin schon die flexibelsten Beschäftigten, die es gibt: Gearbeitet wird rund um die Uhr, jeden Tag. Zur Verteidigung der 35-Stunden-Woche wurde seinerzeit leider die Möglichkeit von Arbeitszeitkonten in den Manteltarifvertrag aufgenommen. Bei entsprechender Betriebsvereinbarung haben die Arbeitgeber die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter auch kurz-
fristig reinzuholen. Zum Beispiel wenn viele Leute krank sind und es in der Produktion zu Engpässen kommt oder zusätzliche Aufträge reinkommen. Eine Alternative wären Überstunden, aber das würde mehr Geld kosten.Für die Kolleginnen und Kollegen ist das eine Belastung. Sie haben sich in ihrer Freizeit etwas vorgenommen, wollen vielleicht ein paar Tage wegfahren – und werden plötzlich zur Arbeit gerufen. Auf der anderen Seite sollen sie zu Hause bleiben, wenn sie gerade nicht gebraucht werden. Das ist ein Unding. Deshalb haben wir in einer Betriebsvereinbarung streng geregelt, dass der Arbeitgeber maximal drei Mal pro Jahr Arbeit zusätzlich anordnen oder absagen darf. Und zwar mindestens 48 Stunden vorher. Die Regelung hat Vorbildcharakter. Betriebsräte sollten solche Begrenzungen unbedingt regeln. Wir haben zusätzlich vereinbart, dass an einem Tag im Jahr die Kollegen auch mal selbst die Arbeit absagen dürfen.

Torsten Friedrich, Betriebsratsvorsitzender Süddeutscher Verlag Zeitungsdruck