Menschen & Meinungen

Was hältst du von der Arbeitsmarktreform in Frankreich?

Wir kämpfen seit Monaten gegen das »Arbeitsgesetz« (»Loi travail«). Seit März hatten wir insgesamt 14 gewerkschaftliche Aktionstage mit Streiks und Demonstrationen. Das Gesetz erlaubt, die Arbeitszeiten in den Betrieben ohne Lohnausgleich zu verlängern. Mit Hilfe von Minderheitsgewerkschaften können die Unternehmen die Flächentarifverträge von Mehrheitsgewerkschaften unterlaufen. Dagegen wehren wir uns – auch weiterhin. Das Gesetz ist am 8. August dieses Jahres in Kraft getreten.

Obwohl wir die Verabschiedung nicht verhindern konnten, würde ich nicht von einer Niederlage sprechen. Der Vorstoß hat zu einer breiten und vielfältigen sozialen Bewegung Anlass gegeben. Neben abhängig Beschäftigten haben sich darin auch viele junge Menschen engagiert, etwa bei der Platzbesetzerbewegung »Nuit debout« (»Aufrecht durch die Nacht«). Dies lässt für die Zukunft hoffen, dass die Menschen Verschlechterungen nicht über sich ergehen lassen. Das gilt auch für das »Arbeitsgesetz« selbst, gegen dessen Umsetzung wir nun auf betrieblicher Ebene mobilisieren. Wenn sie sich gewerkschaftlich organisieren, können die abhängig Beschäftigten solche Rückschritte abwehren und auch für zukunftsträchtige Forderungen wie die Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 
32 Stunden kämpfen. Mitte September werden die Menschen erneut im ganzen Land auf die Straße gehen.

Romain Altmann ist Generalsekretär der Mediengewerkschaft Info’Com-CGT, die unter anderem die Beschäftigten von Akzidenzdruckereien organisiert und Teil der Branchengewerkschaft FILPAC-CGT ist.