Das Leben wird teurer – wir auch
Trotz niedriger Inflation: Preise für viele Alltagsgüter steigen. Deshalb braucht es ordentliche Tariferhöhungen
Kai Meier schlägt wütend die Zeitung zu. »Die Preise purzeln wie noch nie«, heißt es dort in einer Überschrift. Wenn er so was schon liest. Was nützt es ihm, wenn Laptops, digitale Kameras und Fernseher billiger werden. Und Flugtickets. Von seinem Lohn als Helfer in einer Druckerei kann er sich eine Flugreise mit seiner Familie ohnehin nicht leisten. Das Leben wird teurer! Um das festzustellen, muss man nur mal einkaufen. Kartoffeln, Gemüse, Obst, Marmelade, Fisch, Brot, Schokolade, Kaffee, alles kostet mehr. Kai Meier schüttelt den Kopf – das bildet er sich doch nicht nur ein. Tut er nicht.
Mieten steigen
Zwar sind die Verbraucherpreise im vergangenen Jahr nur um 0,3 Prozentpunkte gestiegen. Aber bei den verschiedenen Produkten und Dienstleistungen gibt es deutliche Unterschiede. Lebensmittel und Bekleidung kosteten mehr, Kommunikation und Technik wurden billiger. Nettokaltmieten sind gestiegen, ebenso wie die Preise im öffentlichen Nahverkehr. Gerade hat Kai Meiers Sohn ihm ein Schreiben hingelegt, dass das Schülerticket teurer wird; der Vermieter hat eine Mieterhöhung ab Juni angekündigt und die Stromnachzahlung wird fällig. Wie soll er das bezahlen, wenn sein Lohn nicht steigt?
Fünf Prozent mehr Geld
ver.di fordert für die rund 140.000 Beschäftigten der Druckindustrie fünf Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Kai Meier findet das richtig. Natürlich weiß er, dass die Situation in der Druckindustrie schwierig ist. Doch die Beschäftigten in Druckereien bringen ebenso volle Leistung wie Belegschaften in anderen Branchen. Und haben deshalb genauso Anspruch auf mehr Lohn. Zumal sich die Einkommen in der Druckindustrie in den vergangenen Jahren viel langsamer und niedriger entwickelten als in anderen Wirtschaftszweigen, etwa der Chemie oder der Metall- und Elektroindustrie. Noch schlechter als in der Druckbranche ist die Einkommensentwicklung nur im Hotel- und Gaststättengewerbe. Deshalb brauchen »die Beschäftigten der Druckindustrie eine deutlich spürbare Verbesserung ihrer Einkommen«, wie der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Frank Werneke betont.
Kein Ergebnis zum Auftakt
Kai Meier ahnt, dass es wieder eine schwierige Tarifrunde werden wird. In der ersten Verhandlungsrunde am 7. April in Berlin legte der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) kein Angebot vor. »Die Arbeitgeber verweigern den Beschäftigten die Wertschätzung, die sie verdienen«, kritisierte Andreas Fröhlich von ver.di.
Mehr zur Tarifrunde in der Druckindustrie in den Artikeln:
»Beschäftigte haben sich das verdient«
Alle zusammen!