Arbeit

Arbeitszeit reduziert

ver.di und Betriebsrat verringern Stellenabbau im Druckzentrum Essen

DRUCK+PAPIER: Im Juli 2015 hat die Funke- Gruppe angekündigt, 90 der 250 Arbeitsplätze im Druckzentrum Essen zu streichen. Wie habt ihr darauf reagiert?
Frank Ostrowski: Wir waren über diesen drastischen Abbau erst einmal völlig fassungslos. Als es im vergangenen Jahr Entlassungen im Druckhaus Hagen gab, haben wir noch 15 Kollegen von dort aufgenommen. »Essen ist sicher«, hieß es damals. Und plötzlich trifft es auch uns. In einer ver.di-Mitgliederversammlung haben wir beschlossen, einen Sozialtarifvertrag zu fordern und die Auseinandersetzung damit zum Tarifthema zu machen.

DRUCK+PAPIER: Hat das geholfen?
Frank Ostrowski: Nach langen Verhandlungen haben wir erreicht, dass nun immerhin 197 Kollegen bleiben können. Das können wir als Erfolg verbuchen.

DRUCK+PAPIER: Wie habt ihr das geschafft?
Frank Ostrowski: Ab dem 1. Juli wird bei uns im Betrieb nur noch 32 Stunden gearbeitet. Außerdem ist es uns gelungen, einen Tarifvertrag zur Altersteilzeit abzuschließen – den ersten für eine Firma in der Funke-Mediengruppe. Darauf sind wir schon ein wenig stolz.

Frank Ostrowski ist Rotationsfachhelfer und Betriebsratsvorsitzender im Druckzentrum Essen, das zur Funke-Mediengruppe gehört.

DRUCK+PAPIER: Sind betriebsbedingte Kündigungen damit ausgeschlossen?
Frank Ostrowski: Nicht ganz. Aber da einige Kollegen einen anderen Job gefunden oder sich entschlos- sen haben, früher in Rente zu gehen, wird es betriebsbedingte Kündigungen – wenn überhaupt – nur in einem ganz geringen Umfang geben.

DRUCK+PAPIER: Wie haben die Kolleginnen und Kollegen auf die Vereinbarung reagiert?
Frank Ostrowski: Die meisten sind zufrieden. Wir haben regel- mäßig über den Stand der Verhandlungen informiert. In einer Befragung hat die Belegschaft die 32-Stunden-Woche mit einer klaren Mehrheit von 68 Prozent unterstützt. Das schmeckte dem Arbeitgeber überhaupt nicht und hat uns in den Verhandlungen den Rücken gestärkt.