»Schauen Sie mal in die Kamera!«
Der Fotograf Werner Bachmeier veröffentlicht ein Buch mit Porträts aus der Arbeitswelt
Im Presswerk: Auf den schlichten Stuhl mit der harten Sitzfläche hat der Arbeiter eine weiche Auflage gespannt. Den Fotografen Werner Bachmeier empört heute noch »die mangelnde Wertschätzung« des Unternehmens. Kann man dem Menschen nicht mal einen ordentlichen Stuhl hinstellen. Ein anderes Foto: Mit halbem Hintern hockt ein Arbeiter auf dem Gusseisenständer. Er sieht geschafft aus nach acht Stunden Fabrikarbeit.
Corona-Projekt
»Mein zweites Ich – Porträts aus der Arbeitswelt« hat der Münchener Fotograf Werner Bachmeier sein jüngstes Werk genannt. Ein Corona-Projekt: Er hatte Zeit, für den Fotoband die besten Bilder von Menschen am Arbeitsplatz aus den vergangenen Jahrzehnten auszuwählen. Die Besten, das sind für ihn Fotos, die Begegnungen zeigen. Wenn der Mensch bereit ist, sich mit seiner Persönlichkeit zu zeigen – inmitten der Arbeit, die auf Außenstehende dreckig, laut und eng wirken mag. »Kann ich mal zuschauen«, fragt Werner, »tschuldigung, das dauert bisschen länger.« Er macht keine Schnappschüsse und inszeniert nicht, sondern wartet geduldig auf den richtigen Moment: »Schauen Sie mal in die Kamera!«
Werner Bachmeier, Elektromechaniker, Fotoingenieur, freier Fotograf und Journalist, arbeitet seit Mitte der 1980er-Jahre für die DRUCK+PAPIER. Oft ist eines seiner Fotos auf der ersten Seite. Er gibt der Zeitung ein Gesicht. Zurzeit steckt er mitten im nächsten Projekt: Homeoffice. Dafür sucht er nicht nur die Begegnung am Arbeitsplatz, sondern dringt ein ins Zuhause der Menschen, wo nun die Arbeit eingezogen ist.
Bachmeier, Werner: Mein zweites Ich – Porträts aus der Arbeitswelt. München, Januar 2021. 90 Seiten, 95 Euro. Zu bestellen bei Werner Bachmeier. E-Mail: foto@wernerbachmeier.de