Neue Eigentümer bei Stark Druck
Seit Insolvenz nur noch zwei Drittel der Arbeitsplätze übrig | Hausgemachter Fachkräftemangel
Zwei Investmentfirmen übernehmen die insolvente Rollenoffsetdruckerei Stark Druck in Pforzheim. Die Pentapart Beteiligungsgesellschaft und Aurona Capital führen das Unternehmen seit Mai fort.
Seit Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens im November 2024 ist die Belegschaft deutlich kleiner geworden. Von einst fast 600 Vollzeit- und Aushilfskräften sollen nur noch 380 Arbeitsplätze erhalten bleiben. Alle anderen Beschäftigten wurden während der Insolvenz entlassen oder haben das Unternehmen freiwillig verlassen. 116 erhielten das Angebot, für fünf bis sieben Monate in eine Transfergesellschaft zu wechseln.
Stark Druck gehörte nach eigenen Angaben zu den größten Rollenoffsetdruckereien Europas. Dort werden Fach- und Publikumszeitschriften sowie Prospekte für den Handel produziert.
Für die Insolvenz macht ver.di das Management verantwortlich. Der Druckerei fehlten schlicht die Fachkräfte. Unterbesetzung wurde zur Regel. »Die Leute sind zusätzlich durch das 24/7-Schichtsystem ausgelaugt worden«, sagt Andreas Kirchgeßner von ver.di. Der Krankenstand schnellte zeitweise auf eine zweistellige Prozentzahl – ein deutliches Signal für schlechte Arbeitsbedingungen. Die Folge: Aufträge konnten nicht mehr termingerecht fertiggestellt werden. Die Kunden zogen darauf die Aufträge zurück und Stark Druck musste Konventionalstrafen zahlen, berichtet Betriebsratsvorsitzender Andreas Ade.
Auf Bewertungsplattformen schneidet Stark Druck schlecht ab: »Viel Work, keine Balance. Wochenendarbeit und 3-Schichtbetrieb«, schreibt einer. Die Kommentatoren bemängeln Druck von Vorgesetzten, Unterbesetzung und geringe Bezahlung. »Überstunden sind normal. Anrufe daheim, Nachrichten oder E-Mails auch außerhalb der Arbeitszeit oder im Urlaub leider auch«, berichtet ein anderer.
Stark Druck ist seit Anfang der 2000er-Jahre tariflos. Beschäftigte berichten immer wieder, dass nur mit ständigen Einsätzen zu zuschlagspflichtigen Zeiten ein ordentliches Einkommen zu erzielen sei. Zudem gebe es große Lohnunterschiede bei gleicher Arbeit. So erhielten langjährige Drucker tarifähnliche Löhne, während andere für Stundenlöhne von 13,50 und 14 Euro arbeiten müssten. Der Fachkräftemangel, der nun wie höhere Gewalt dargestellt werde, sei hausgemacht, sagt Andreas Kirchgeßner.
Die beiden privaten Investoren Pentapart mit Sitz in Essen und Aurona Capital mit Sitz in München präsentieren sich als Partner in Umbruchsituationen, bei Insolvenzen und Restrukturierungen. Pentapart verfügt über Beteiligungen in diversen Firmen, unter anderem in der Rollenoffsetdruckerei ppm Fulda mit 100 Beschäftigten.
Andreas Kirchgeßner: »Wir werden genau beobachten, was bei Stark Druck weiter passiert, und unsere Mitglieder weiterhin unterstützen.«