Mehr Chancen durch Weiterbildung

»Meine Weiterbildung liegt schon etwas zurück – bereut habe ich sie keinen Tag: Ohne sie wäre ein Karrieresprung nicht möglich gewesen. Es ist ein tolles Gefühl, wenn die eigene Idee an einer Anlage umgesetzt, die Bedienung einer Maschine vereinfacht wurde oder ein Prozess noch besser läuft.
Ich habe meine Ausbildung zum Industriebuchbinder (heute: Medientechnologe Druckverarbeitung) bei Mohn Media in Gütersloh gemacht und danach acht Jahre als Maschinenführer in der Buchbinderei gearbeitet. 2012, mit 28 Jahren, wollte ich den nächsten Schritt gehen und auch raus aus dem Dreischichtbetrieb. Eine große Entscheidung, ich war fast zehn Jahre aus der Schule raus und die Option auf eine Weiterbildung in Teilzeit gab es noch nicht.
Rein in den Maschinenbau
Tobias Fortströer, 40, gelernter Industriebuchbinder und weitergebildet zum Techniker in der Fachrichtung Druck- und Medientechnik. Er arbeitet beim Maschinenhersteller für Druckweiterverarbeitung Horizon.
Nach einer Internetrecherche habe ich mich für das Berufskolleg Senne entschieden, um in Ostwestfalen bleiben zu können. Am Wochenende und in den Ferien habe ich als studentische Aushilfe bei Mohn Media weitergearbeitet. So konnte ich die Weiterbildung zusammen mit dem Meister-BAföG (heute: Aufstiegs-BAföG) gut finanzieren.
Zwei Jahre bin ich jeden Tag, von Montag bis Freitag, in die Schule. Ich war einer der Ältesten in der Klasse, viele haben den Techniker gleich nach der Ausbildung gemacht. Denen fiel das Schulische etwas leichter – dafür hatte ich einen Vorteil in puncto Praxis- und Berufserfahrung und konnte mit den Fachlehrern auf Augenhöhe diskutieren. In den Modulen wurden wir sehr breit aufgestellt. Es ging um den gesamten Prozess vom einzelnen Pixel bis zum Druckprodukt – da musste ich einiges von Grund auf neu lernen. Das war gut machbar, zeitlich und vom Lernpensum. Aber man braucht einen gewissen Drive, um am Ball zu bleiben. Die Druckvorstufe war für mich zum Beispiel reine Fleißarbeit. Spannender fand ich Betriebswirtschaft und Projektmanagement.
Über unsere Abschluss-Broschüre ist die Maschinenbau-Branche auf mich aufmerksam geworden. Nach einiger Zeit im Bereich der Inbetriebnahme von Maschinen und im technischen Vertrieb bin ich nun seit zweieinhalb Jahren beim Maschinenbauer für Druckweiterverarbeitung Horizon. Ich kümmere mich mit meinem Team um die Projektdefinition, Abstimmungen mit Kunden und das Zusammenstellen der passenden Anlage für den jeweiligen Workflow. Auf strategischer Ebene bedeutet das auch, neue Partnerschaften aufzubauen, Kund*innen zu besuchen und auf Messen aktuelle Entwicklungen in der Branche zu verfolgen. Derzeit betreue ich mit meinem Team unter anderem Roboterprojekte.«
Rund um die Weiterbildung
Beginn der Qualifikation: in der Regel im August/September
Aufnahmevoraussetzungen: abgeschlossene Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf der Druck- und Medienwirtschaft mit einjähriger Berufspraxis
Dauer: Vollzeit (2 Jahre) oder Teilzeit (4 Jahre, teilweise 3 Jahre)
Ort/Anbieter: Gutenbergschule Frankfurt am Main, Ernst-Litfaß-Schule Berlin, Berufskolleg Senne Bielefeld, Carl-Hofer-Schule Karlsruhe, Berufskolleg Kartäuserwall Köln etc.
Kosten: unterschiedlich, keine Studiengebühren im Berufskolleg Senne
Förderung: z. B. Aufstiegs-BAföG t1p.de/aufstiegs-bafoeg-nutzen
Abschluss: staatlich geprüfte*r Techniker*in Fachrichtung Druck- und Medientechnik
Quellen: t1p.de/senne-kolleg und beim Zentral-Fachausschuss Berufsbildung Druck und Medien: t1p.de/zfa-techniker-in