Aus den Betrieben

Frust und weniger Geld

Drei Jahre Tarifausstieg bei der Heilbronner Stimme

Elke Lang fragt sich manchmal, ob sich Ausgründung und Zerschlagung des Zeitungsverlags tatsächlich fürs Unternehmen gelohnt haben. »Die Belegschaft im Druckhaus ist abgekoppelt von tariflichen Lohnerhöhungen, ohne Perspektive auf mehr Geld. Wer kann, schaut sich um. Wer bleibt, ist frustriert«, sagt die Betriebsratsvorsitzende der Heilbronner Stimme.

Druckhaus ausgelagert

Drei Jahre ist es her, als der Zeitungsverlag mitten in den Lohntarifverhandlungen plötzlich mit der Druckerei in die Tariflosigkeit gewechselt ist. Anderthalb Jahre später lagerte der Verlag das Druckhaus aus und gründete die neue, tariflose Firma Stimme Druck. Damit war die Einheit aus Verlag, Redaktion und Druckerei zerschlagen.

Über sieben Prozent Verlust

Die rund 120 Kolleg*innen aus Rotation, Plattenherstellung, Betriebstechnik, Servicecenter Druckhaus und Versand gingen in die neue Firma über. Wie es das Bürgerliche Gesetzbuch bei einem Betriebsübergang regelt, tritt der neue Inhaber in alle Rechte und Pflichten der Arbeitsverhältnisse ein. Die Tarifverträge gelten für die Alt-Beschäftigten weiter, so lange bis der Tarifvertrag endet. Allerdings für die meisten Beschäftigten auf dem Stand zum Zeitpunkt der Auslagerung. Das heißt: Sie profitieren von keiner tariflichen Lohnerhöhung mehr. Der Reallohnverlust beträgt für einen Beschäftigten seit Ausstieg aus dem Tarifvertrag mehr als sieben Prozent. »Die Enttäuschung bei den Kolleg*innen ist groß. So vieles ist teurer geworden, aber sie haben keine Aussicht auf ein höheres Entgelt.« Und sind abhängig vom Wohlwollen des Verlegers.

Im Dezember 2024 wählten die 320 Beschäftigten in Verlag und Redaktion einen neuen Betriebsrat. Für sie gelten die Tarifverträge für Redakteur*innen und für Zeitungsverlagsangestellte Baden-Württemberg weiter. Aber wie lange? Auf jeder Betriebsversammlung werde die Geschäftsleitung gefragt, ob sie eine ähnliche Blitzaktion in die Tariflosigkeit plane wie mit dem Druckhaus. »Das Damoklesschwert schwebt über uns.«