Zum ersten Mal gestreikt
Die Duni-Firma Paper+Design in Sachsen verspricht mehr Geld
Sie hatten es so was von satt: das Lohnsystem der Geschäftsführung und Lohnerhöhungen nach Gutdünken. Wer Pech hatte und in Leistungsgruppe eins landete, erhielt knapp drei Euro weniger als mit dem Flächentarifvertrag der Papierverarbeitung. Die Beschäftigten bei Paper+Design tabletop in Wolkenstein im sächsischen Erzgebirge wollten stattdessen mehr Geld und eine rechtlich sichere Lohnstruktur. Sie wandten sich an ver.di, gründeten eine betriebliche Tarifkommission und forderten das Unternehmen zu Tarifverhandlungen auf.
Dürfte nicht schwer sein, sollte man denken. Denn der Servietten- und Tischdeckenhersteller Paper+Design ist eine 100-prozentige Tochter von Duni mit Hauptsitz in Malmö und in Schweden sind Tarifverträge die Norm: 90 Prozent der Arbeitsverträge unterliegen einem Tarifvertrag. Zudem hat auch der deutsche Standort im niedersächsischen Bramsche einen Haustarifvertrag mit ver.di. Es war schwieriger als vermutet. Die Geschäftsführung ignorierte das Schreiben der Gewerkschaft und weigert sich bis heute, mit ver.di zu verhandeln. Um Druck zu machen, streikten die Beschäftigten – ihr erstes Mal. 14 Tage in mehreren Wellen legten sie die Arbeit nieder – trotz des Drucks aus dem Betrieb und von der Geschäftsführung. »Es gab anonyme Briefe und Unterschriftenlisten gegen die Streikenden bis hin zu Anrufen, sie sollten wieder zur Arbeit kommen«, berichtet Thomas Bittner von ver.di. Die Geschäftsführung heuerte vereinzelt Streikbrecher aus Polen sowie Rentner an. Dennoch war die Produktion durch die Streiks empfindlich gestört.
Vorläufige Streikpause
Der Arbeitskampf zeigte Wirkung. Inzwischen hat die Geschäftsführung Zusagen gemacht und Angebote konkretisiert. Noch dieses Jahr sollen 1.000 Euro Inflationsausgleichsprämie gezahlt werden, ab nächstem Jahr 1.000 Euro Weihnachtsgeld. Die Löhne und Gehälter werden ab 2025 in drei Stufen bis 2027 auf 90 Prozent des aktuellen Tarifniveaus des Flächentarifvertrages der Papierverarbeitung angehoben. Außerdem soll es eine Freischicht geben und Urlaubsgeld. Ein Erfolg, sagt die betriebliche Tarifkommission und beschließt eine Streikpause. Die sofort beendet wird, falls das Unternehmen seine Versprechen nicht einhält. Von dem Ergebnis – allein von den Produktionsbeschäftigten erstreikt – profitieren auch die Nicht-Streikenden.