Was hältst du von der Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks?
»Was hier passiert, ist keine Reform im Sinne einer Verbesserung. Da schlägt eine unabhängige Kommission die Erhöhung des Rundfunkbeitrags von 58 Cent im Monat – 6,96 Euro im Jahr – vor. Wenig genug. Das wird zum Anlass genommen, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zusammenzustutzen. Weniger Radioprogramme, weniger Nachrichtenkanäle, weniger Angebot. Der Springer-Konzern, allen voran Bild, kritisiert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk seit Langem als überteuert und zu links. Doch worum geht es hier? Der Konzern sieht in den kostenlosen Inhalten der Online-Mediatheken unliebsame Konkurrenz. Eine Schwächung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks durch Budgetkürzungen oder eingeschränktes Programm würde Springer und anderen privaten Medienhäusern mehr Marktanteile und Werbeeinnahmen sichern. Das wollen auch die Zeitungsverleger: Sie behaupten, die Textangebote der Öffentlich-Rechtlichen ›beeinträchtigen die Pressevielfalt und die Demokratie‹. Dabei treiben sie selbst die Medienkonzentration voran, wodurch die Vielfalt abnimmt.
Ein Zusammenstutzen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks halte ich für riskant. Man schaue nach Italien oder Ungarn, wo Rechtsaußenregierungen den Rundfunk auf Linie gebracht haben. Das ist auch Ziel der AfD.
Harald Pürzel, Konzernbetriebsratsvorsitzender Südwestdeutsche Medienholding (u.a. Süddeutsche Zeitung)
Gerade weil Zeitungen immer mehr unter wirtschaftlichen Druck kommen und sich aus Regionen zurückziehen. Weil wir überschwemmt werden von so was wie Tiktok und X und Milliardäre ihre eigenen Medien kaufen, brauchen wir einen Rundfunk, der Hintergründe recherchiert, fundiert informiert und verschiedene Positionen veröffentlicht. Klar, ich würde mir auch mehr Substanz als noch eine weitere Quatschrunde wünschen. Das kostet aber. Gute Qualität und Vielfalt sollten uns das wert sein.«