Schusterjunge

Sorry, so nicht!

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz: Die Wähler*innen werden nicht für ihre Wahl kritisiert. Stattdessen wird nach Gründen gesucht. So versprechen Parteien, die heftige Verluste eingefahren haben, ihre Anliegen künftig besser erklären und verständlich kommunizieren zu wollen. Handelt es sich beim Wahlvolk um Zwei- und Dreijährige? Und viele Medien wissen ohnehin, wer das Wahldesaster vom 1. September in Thüringen und Sachsen zu verantworten hat: die Ampel. Wärmepumpe, Corona, Ukrainekrieg, Zuwanderung, Chaos, Zoff und das noch in der Öffentlichkeit. Der Deutsche mag’s gern harmonisch.

Übrigens: Die Ampel-Regierung ist weder eine Rasselbande im Dauerstreit (»Ich will den blauen Becher, gib mir sofort den blauen Becher, sonst schmeiß‘ ich dein Brot auf den Boden!«) noch ein Paar in toxischer Beziehung. Sie ist eine Koalition aus drei Parteien mit zum Teil komplett gegensätzlichen Interessen in der Wirtschafts-, Klima- und Sozialpolitik.

32,8 Prozent der Wähler*innen in Thüringen und 30,7 Prozent in Sachsen haben AfD gewählt. Sie sind wie alle AfD-Wähler*innen im Westen und alle Parteien, die der AfD hinterherplappern, mitverantwortlich für das Erstarken von Rechtsextremen und für das Nach-rechts-Driften der Gesellschaft. Und für die Gewalt gegen Migrant*innen, gegen Minderheiten und Linke. Kein noch so großer Frust rechtfertigt diese Wahlentscheidung.

Michaela Böhm