Quasi Völkerverständigung
Hatten Sie einen schönen Urlaub? Oder waren Sie in einem dieser Orte, wo es Demos gegen Overtourism gab? Weil es in Malle wegen uns Touris kein Wasser und keine Wohnungen mehr für Einheimische gibt? Oder auf den Kanaren, wo es wegen der Touris kein Wasser und keine Wohnungen mehr für Einheimische gibt? Oder auf Kreta, Sizilien, Sylt, in Rom, Barcelona oder Dubrovnik, wo es – Sie wissen schon! Der Philosoph Pascal schrieb einst: »Die meisten Probleme kommen daher, dass der Mensch nicht allein zu Hause sitzen kann.« Wobei ich den Tourismus eine tolle Idee finde: Denn wir kommen in friedlicher Absicht! Jahrtausendelang überfielen Testosteron-getriebene Horden fremde Länder nur, um diese zu plündern. Heute reisen wir, um fremde Kulturen und Menschen kennenzulernen, quasi Völkerverständigung! Auch den Klimablockierern am Flughafen rufe ich zu: Wer die Welt retten will, muss sie erst einmal kennenlernen! Touristen sind eigentlich die Guten: »Hey, wir kommen in friedlicher Absicht!« Doch die Geschichte (Römer, Vandalen, Osmanen, die Spanier in Südamerika, Nazis …) lehrt: Für die Einheimischen ging es selten gut aus, wenn ein Haufen Fremder unangemeldet vor der Tür stand und nach Unterkunft und Nahrung verlangte. In Barcelona gibt es quasi nur noch Airbnb mit hohen Mieten. Und auf Malle verdienen nicht die Spanier am All-inclusive-Touristen, sondern der deutsche Reisekonzern TUI. Der die Einheimischen so schlecht bezahlt, dass sie davon nicht mal ihre Miete zahlen können, siehe oben. Ich speise also in meinem Urlaub immer in Restaurants außerhalb der Resorts, um Geld in die einheimische Wirtschaft einzuspeisen. Als dann eines Abends in Barcelona Aktivisten die Bodega stürmten und uns Gäste mit Wasserpistolen nass spritzten, habe ich mich sofort solidarisiert und skandiert: »Touris, go home!« Danach fühlte ich mich wie ein Einheimischer und die Crema catalana schmeckte fantastisch.