Öffentlich angeprangert
Proteste gegen die Schließung der DuMont-Druckerei in Köln reißen nicht ab
Der Motivwagen zu DuMont: bis zuletzt geheim gehalten und beim Rosenmontagszug enthüllt
Sogar beim jüngsten Kölner Rosenmontagsumzug war der Verlag Thema: »Jetzt macht die Arbeitnehmerseite zu Recht Druck!«, lautete der Kommentar von Fernsehmoderator und Komiker Guido Cantz (»Verstehen Sie Spaß?«), als der Motivwagen vorbeizog. Auf dem war das Logo des Konzerns montiert – ein gespannter Bogen mit Pfeil –, der einen Drucker mitten ins Herz trifft. »Druckstandort Köln« steht auf dem Blaumann, von dem das Blut tropft. Rückblick: In der Nacht vom 3. auf den 4. Oktober 2023 hatte die Konzern-Geschäftsführung den Druck des Kölner Stadtanzeigers, der Kölnischen Rundschau und des Boulevardblatts Express zum tariflosen Mittelrhein-Verlag verlagert. Das geschah, ohne Betriebsrat und Wirtschaftsausschuss vorab zu informieren. DuMont-Chef Christoph Bauer wollte verhindern, dass die Belegschaft mit Streiks auf die Schließung reagiert. Wer aber den Betriebsrat hier übergeht, verstößt vorsätzlich gegen das Betriebsverfassungsgesetz (Paragraf 111) und kann mit einer Geldbuße bis zu 10.000 Euro (Paragraf 121) bestraft werden. Deshalb hat ver.di bei der Bezirksregierung in Köln Anzeige erstattet.
»Skandalöses Vorgehen«
Belegschaft, Betriebsrat, ver.di und auch die Kölner Stadtgesellschaft hatten die heimliche Räumung der Druckerei immer wieder öffentlich auf Kundgebungen, bei Protesten und mit einer vom Kölner DGB organisierten Unterschriftenaktion kritisiert. Innerhalb von 24 Stunden hatten 1.250 Menschen gegen das »skandalöse Vorgehen« des Konzerns unterzeichnet, durch das rund 200 Beschäftigte und 180 Leiharbeiter*innen ihre Arbeit verloren. »Ohne öffentliche Aufmerksamkeit« wäre ein Sozialplan für die Beschäftigten nicht zustande gekommen, sagt ver.di-Sekretär Viktor Efa. Das Ergebnis sei allerdings »ein minimaler Kompromiss«. Das Unternehmen habe mit Insolvenz gedroht. In dem Fall hätte es keinen Sozialplan gegeben.
Ruf verspielt
DuMont agitiert auch bei einer 100-prozentigen Konzerntochter gegen den Tarif: Der Bundesanzeiger-Verlag weigert sich, in Tarifverhandlungen einzuwilligen. Dagegen haben sich die rund 560 Beschäftigten bis Ende Februar bereits mit zwei Warnstreiks zur Wehr gesetzt. Auch damit verspielt die jetzige Generation des über 400-jährigen Familienunternehmens ihren Ruf. Die Vorgängergeneration, Alfred Neven DuMont mit Ehefrau, hatte es noch zur Ehrenbürgerwürde der Stadt Köln gebracht.