Chancen durch Weiterbildung

Mehr Chancen durch Weiterbildung

»Meine Entscheidung für die Weiterbildung hat zwei Anläufe gebraucht. Ich habe knapp zehn Jahre in meinem Beruf als Offsetdrucker gearbeitet. 2006 bin ich Abteilungsleiter hier im Unternehmen geworden – wir sind spezialisiert auf Kalender – und seit 2012 für die Gesamtproduktionsleitung zuständig, sprich für Druck, Weiterverarbeitung und Logistik. So eine Stelle bedingt eigentlich den Meister; die Firma hatte auch den Wunsch, dass ich mich weiterbilde. Aber eine Weiterbildung neben dem Beruf wäre mit einem kleinen Kind schwierig geworden. Ich war sogar bei einer Informationsveranstaltung am Ausbildungszentrum Polygraphie in Chemnitz, aber rückblickend bin ich froh, dass ich noch bis 2017 gewartet habe. Ich gehörte zwar zu den Älteren, war aber bei den Inhalten und Zusammenhängen im Vorteil.

Ronny Uhlig, 45, arbeitet nach seiner Weiterbildung zum Industriemeister Digital- und Printmedien als Produktionsleiter in der Kalenderfabrik Plauen.

Die Weiterbildung passte auch besser in die damalige Lebensphase. Ich bin drei Jahre lang jeden Samstag nach Chemnitz gefahren – das sind 80 Kilometer von Plauen. Unterricht war von 8 bis 15 Uhr. Zusätzlich gab es noch zwei Kompaktwochen, in denen wir zum Beispiel Exkursionen gemacht haben. Dafür habe ich Überstunden genommen, andere Kursteilnehmenden wurden freigestellt. Viele betriebswirtschaftliche Inhalte aus der Planung und der Medienproduktion kannte ich bereits aus der Praxis oder aus dem Kontakt mit der Vorstufe. Als Produktionsleiter plane ich die Aufträge in unser Tagesgeschäft ein, mache Projektplanung und kümmere mich um Nachkalkulationen. Dazu kommen Fragen wie: Was nehmen wir für Materialien, wie ist die Farbigkeit, welche Probleme können auftauchen? Außerdem gehört Personalverantwortung für rund 50 Beschäftigte dazu.

So viel habe ich nicht zusätzlich machen müssen – nur zu Themen, mit denen ich im Arbeitsalltag nicht konfrontiert bin. Eine Bilanz erstellen ist bis heute nicht mein Fall. Für die Prüfung der Basisqualifikationen und die Abschlussprüfung musste man gut lernen. Das war nicht einfach, vor allem wenn man wie ich das Lernen wieder lernen musste. Manchmal habe ich mir im Kurs gewünscht, noch tiefer in Probleme der Druck- oder Weiterverarbeitung einzusteigen. Neu waren für mich vor allem die rechtlichen Fragen. Aber ganz ehrlich: Ich müsste die genaue Gesetzeslage wieder nachgucken. Kurz bevor die Pandemie losging, bin ich fertig geworden. In der Abschlussprüfung wurde Stoff aus den gesamten drei Jahren abgefragt. In der Zeit habe ich die Doppelbelastung stark gespürt, denn es musste in 30 Tagen eine Projektarbeit geschrieben werden – neben der Arbeit, also vor allem abends. Als das rum war, war ich ziemlich erleichtert.«

Rund um die Weiterbildung

Aufnahmevoraussetzungen: abgeschlossener einschlägiger Ausbildungsberuf der Druck- und Medienwirtschaft. Mit branchenfremder Berufsausbildung zusätzlich mindestens einjährige einschlägige Berufspraxis. Ohne Berufsabschluss einschlägige Berufspraxis von mindestens vier Jahren.

Dauer: Berufsbegleitend ca. 800–900 Stunden oder 2–3 Jahre (abhängig von der jeweiligen IHK)

Ort: bundesweit, z.B. Ausbildungszentrum Polygraphie Chemnitz, HAW Ausbildungszentrum für Handel und Wirtschaft Oldenburg, IHK Campus München, Johannes-Gutenberg Schule Stuttgart

Beginn der Qualifikation: unterschiedlich

Kosten: Die Lehrgangs- und Prüfungsgebühren, Aufwendungen für Lernmittel und Verbrauchsstoffe sind unterschiedlich. Beispiel Chemnitz: 7.200 Euro Vorbereitungslehrgang plus Prüfungsgebühren

Förderung: z.B. Aufstiegs-BAföG
t1p.de/auf-bafoeg

Abschluss: Geprüfte*r Industriemeister*in Printmedien bzw. Bachelor Professional in Print