Was hältst du von einer besseren Freistellung für Betriebsräte?
»Das wäre gut! Ich bin für eine Freistellung ab 100 Beschäftigte. Heute ist es nach Betriebsverfassungsgesetz erst ab einer Betriebsgröße von 200 Kolleg*innen möglich, sich ausschließlich um Betriebsratsarbeit zu kümmern. Ich fühle mich manchmal zerrissen zwischen meinen beiden Jobs. Neulich musste ich an einem Freitag noch einen Bericht verfassen für die Gesamtbetriebsratssitzung in der darauffolgenden Woche. In unserer Abteilung gibt es aber wie in vielen Werken zu wenig Personal. Das ist oft so knapp, dass die Maschine stillsteht, wenn einer fehlt. In solchen Fällen bin ich echt im Dilemma: Mache ich meinen Job als Maschinenführer an der Flachbettstanze? Oder lasse sich mich von der Arbeit freistellen und bereite mich gründlich auf die Sitzung vor?
Bei uns ist es so geregelt, dass ich mittwochs für Betriebsratsarbeit freigestellt bin. An dem Tag findet auch die Sitzung statt. Natürlich kann ich die Stunden aufschreiben, die ich für Betriebsratsarbeit vor der Spät- oder nach der Frühschicht aufwende. Aber beides zusammen macht meine Arbeitstage länger. Das Unternehmen könnte auch besser planen, wenn ich komplett und verlässlich für Betriebsratsarbeit freigestellt wäre und mich nicht überraschend beim Teamleiter abmelden müsste, weil kurzfristig eine Videokonferenz angesetzt wurde. Ich bin jetzt schon die Hälfte meiner Arbeitszeit im Jahr unterwegs, weil ich in so vielen Gremien vertreten bin.
Ralf Köpke, Betriebsratsvorsitzender von Smurfit Kappa in Lauenburg
Foto: privat
Ein engagierter Betriebsrat hat reichlich zu tun. Ich müsste dringend die korrekte Eingruppierung der Beschäftigten überprüfen, aber dafür müsste ich mal ein paar Tage am Stück dranbleiben können. Also: Ja, ich kann das nur unterstützen, was die Expertengruppe aus Wissenschaft und Gewerkschaften fordert. Das Betriebsverfassungsgesetz müsste hier verbessert werden.«