Unterwegs zum

Unterwegs zur Museums-Auszubildenden

Im Druckladen des Gutenberg-Museums riecht es nach Farbe und Öl. Mittendrin arbeitet Lee Jung an der Handpresse – die erste Auszubildende der Stadt Mainz zur Medientechnologin Druck.

Lee Jung trägt die Farben Gelb, Rot und Blau auf die Druckwalzen auf. Die Farbränder verlaufen so ineinander, dass auch ein zartes Grün entsteht. Die besonderen Farbeffekte sind typisch für den Irisdruck. Jedes Plakat sieht ein wenig anders aus, fast ein Unikat. Mit Holzlettern hat die Auszubildende in Grotesk-Schrift Fett »Bunt ist meine Lieblingsfarbe« gesetzt, zwei Buchstaben davon in Schreibschrift. Die Plakate – für die jüngste Buchmesse in Leipzig entworfen – werden demnächst im Laden des Gutenberg-Museums zu kaufen sein.

Sie fertigt Urkunden für Vereine oder für den Stadtschreiberliteraturpreis der Stadt Mainz, mit Siegel geprägte Urkunden für die Staatskanzlei, Visitenkarten oder Einladungskarten für Hochzeiten – auf der Handpresse, mechanisch, mit Muskelkraft, oder dem original Heidelberger Tiegel im Hochdruckverfahren, dem ältesten Druckverfahren.

Mit den Händen arbeiten

»Mich haben die analogen Geräte im Druckladen schon immer fasziniert«, sagt die 24-Jährige. Und da sie nach ihrem Kommunikationsdesign-Studium gern mit den Händen arbeiten wollte, bewarb sie sich auf den Ausbildungsplatz der Stadt Mainz als Medientechnologin Druck. Und ist im Druckladen genau richtig mit ihrem Interesse an Handarbeit und alter Technik, wie ihr Ausbilder Christoph Sünder findet.

Einzelstücke statt Massenware Hier haben alle das gleiche Faible: Sünder, der lange in einer Offsetdruckerei gearbeitet hatte, hat es die Handarbeit ebenfalls angetan. An der Druckmaschine würde Masse produziert, im Druckladen dagegen Einzelstücke. »Man erfährt für seine Arbeit eine ganz andere Wertschätzung. Die Kundschaft ist begeistert, welche schönen Produkte wir mit alter Technik herstellen.« Die Idee, eine Ausbildungsstätte im Druckladen des Gutenberg-Museums zu schaffen, gab es schon länger, im September 2022 konnte dann Lee Jung ihre Ausbildung beginnen. Die Ausbildung soll Techniken wie Buchdruck und Handsatz an junge Menschen weitergeben – kombiniert mit einem Berufsabschluss. Dazu braucht es auch einen Druckermeister mit Ausbildereignung wie Christoph Sünder.

Weil der jungen Frau im Druckladen jedoch nicht all die Kenntnisse beigebracht werden können, die für den Beruf notwendig sind, machte sich Christoph Sünder auf die Suche nach einem Kooperationsbetrieb. Betriebe können sich zu einem Ausbildungsverbund zusammentun, um sich gegenseitig bei der praktischen Ausbildung zu ergänzen. Und so wechselt die Auszubildende etwa alle drei bis vier Monate vom Druckladen in die Etikettendruckerei MCC Multi-Color in Bingen, um dort moderne Druckverfahren zu lernen. Die Berufsschule besucht sie in Mainz.

Als Wahlqualifikation bietet sich die Druckformherstellung und Druckformvorbereitung künstlerische Druckverfahren an. Unter den 13 Wahlqualifikationen vom Bogenoffsetdruck über Tapetendruck und Flexodruck sind es hier auch die künstlerischen Druckverfahren in der Ausbildungsordnung, die ihr eine Ausbildung in einem der ältesten Druckmuseen der Welt möglich machen.

Nach bestandener Abschlussprüfung könnte Lee Jung für ein Jahr übernommen werden. Danach? Mal sehen, es gibt kleine Werkstätten, die auf Buchdruck mit Bleisatz spezialisiert sind und deren Kundschaft handgemachte Produkte zu schätzen weiß.

www.gutenberg-druckladen.de
www.gutenberg-museum.de