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Mayr-Melnhof: Gewinnmaximierung um jeden Preis

Zur Schließung des Heilbronner Werks schrieb Wolfgang Weinisch (DRUCK+PAPIER 1/2023, t1p.de/mm-dp123).

»Ich war empört, als ich von der Schließung las. Als ehemaliger Betriebsratsvorsitzender in Heilbronn und Vorsitzender des Europäischen Betriebsrats von Mayr-Melnhof Packaging kenne ich die Philosophie dieses Konzerns zur Genüge, die da heißt Gewinnmaximierung um jeden Preis, das Menschliche spielt hier keine Rolle. Jahrelang wurden in diesem Betrieb satte Gewinne eingefahren, oft an den Grenzen der Belastbarkeit für die Beschäftigten. Betriebsräte wurden unter Druck gesetzt, wenn Mehrarbeit und Wochenendschichten nicht zugestimmt wurde. Zahlreiche Verfahren wegen ungenehmigter Mehr- und Wochenendarbeit gab es vor dem Arbeitsgericht. Schließlich sollte unbezahlte Mehrarbeit zur Sicherung der Arbeitsplätze beitragen. Dies geschah über viele Jahre und trotzdem wurden Arbeitsplätze abgebaut. Die Gewinne aber wurden an anderen Stellen eingesetzt (Polen, Türkei usw.). Es fehlten am Standort seit Jahren die nötigen Investitionen. Ein Merkmal dieses Konzerns ist die Schließung von ›teuren‹ Standorten, um in billigeren zu produzieren. Da gibt es in der Regel weniger Arbeitnehmerschutz und keine oder ganz schwache Gewerkschaften. MM Packaging Schilling war immer tarifgebunden und bei Tarifauseinandersetzungen präsent – vielleicht auch ein Grund, dieses Werk loszuwerden. Widerstand und Mitbestimmung mögen die Herren in Wien (die Konzernzentrale, d. Red.) so sehr wie der Teufel das Weihwasser.«