Papierverarbeitung

»Jetzt reicht’s!«

Kein Durchbruch in der dritten Verhandlungsrunde

Als die Verhandlung am Abend des 7. März zu Ende ging, »waren wir kein Stück weiter«, sagt Werner Kulack von der ver.di-Tarifkommission. Der Hauptverband Papier und Kunststoffverarbeitung (HPV) beharrte wie in den beiden vorhergehenden Treffen auf Einmalzahlungen von 3.000 Euro. Die nennt er Inflationsausgleichsprämie. 

Christian Fuchs aus der Tarifkommission schüttelt den Kopf. Die Summe sei einmal gezahlt und einmal ausgegeben. Gegen die Inflation helfe das nicht. »Die Inflation spüren wir jeden Tag und jede Woche beim Einkaufen.« Er schildert in der Verhandlung anschaulich, dass heute in seinem Einkaufswagen viel weniger Lebensmittel liegen, wenn er für die vierköpfige Familie einkauft. »So vieles ist so viel teurer geworden«, sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende von Bischof+Klein in Konzell. 

Selbst im Januar und Februar 2023 lag die Inflationsrate bei rund 8,7 Prozent. ver.di fordert deshalb 10,5 Prozent mehr Geld. »Eine tabellenwirksame Erhöhung bringt dagegen Monat für Monat mehr Geld ins Portemonnaie. Das macht sich beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld bemerkbar und später bei der Rente.« Christian Fuchs ist neu in der Tarifkommission und wirkt ein wenig fassungslos. »Argumente scheinen beim HPV nicht zu verfangen.«

Aber Streiks. In der ersten Welle legten mehr als 4.000 Beschäftigte in 60 Betrieben der Papierverarbeitung die Arbeit nieder und machten bei Protestaktionen mit. Darunter auch Streik-Einsteiger, die das erste Mal vors Tor gingen. »Ein super guter Auftakt«, sagt ver.di-Verhandlungsführer Frank Schreckenberg.

DS Smith wurde heftig bestreikt – hier in Mannheim.
Foto: Bert Bostelmann

Je mehr sich der Unternehmerverband verweigert, desto schlechter ist die Stimmung in den Betrieben. »Den Kollegen reicht’s!«, sagt Werner Kulack, Betriebsratsvorsitzender von DS Smith in Minden. Zeige sich der Unternehmerverband weiter so unnachgiebig, werde er noch mehr Druck aus den Betrieben spüren. »Die Belegschaften sind kampfeslustig.« Dann werde eben nicht mehr stunden-, sondern tageweise gestreikt. Das sieht Uwe Knorr genauso. »Ohne Streik geht nichts«, sagt der Betriebsratsvorsitzende von Smurfit Kappa in Brühl und Mitglied der ver.di-Tarifkommission. Der Verband brauche Druck. »Die Antwort muss von der Straße kommen.«

Die nächste Verhandlungsrunde ist am 23. März 2023 (nach Redaktionsschluss).

Aktuelle Informationen zur Tarifrunde www.papier.verdi.de

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8,8 Prozent mehr Geld in Österreich

In der 4. Verhandlungsrunde erreichte die österreichische Gewerkschaft einen Abschluss für den Kollektivvertrag in 
der Papier und Pappe verarbeitenden Industrie. Danach erhöhen sich die Löhne und Gehälter um 8,8 Prozent, 
mindestens aber um 200 Euro (für Auszubildende 300 Euro). Die Zulagen steigen um 8,8 Prozent. Der Kollektivvertrag gilt rückwirkend ab 1. März 2023 für zwölf Monate.