Was hältst du von der Inflationsausgleichsprämie?
»Ich halte wenig von dieser Prämie, auch wenn ich selbst davon profitiere. Giesecke & Devrient hat angekündigt, 3.000 Euro vermutlich in zwei Raten zu zahlen. Also die Summe, die maximal möglich ist. Für die Prämie werden weder Steuern noch Sozialabgaben fällig. Mich stört die Freiwilligkeit. Es liegt allein am Unternehmen, ob und wie viel es zahlen möchte. Weder der Betriebsrat noch die Gewerkschaft haben das Recht mitzubestimmen. Will ein Unternehmen nichts zahlen, wird es nichts geben. Ich fürchte, dass die Unternehmen diese Sonderzahlung mit anderen freiwilligen betrieblichen Leistungen verrechnen werden. Weihnachts- und Urlaubsgeld dürfen allerdings nicht angetastet werden. Bisher ist nur von wenigen Unternehmen bekannt, dass sie die Prämie zahlen, etwa Porsche, Bertelsmann, etliche Banken. Überall, wo ohnehin mehr verdient wird. Zudem handelt es sich bei der Prämie um eine Einmalzahlung. Anders als eine tarifliche Entgelterhöhung wirkt sich die Einmalzahlung nicht auf die Lohn- und Gehaltstabelle aus. Deshalb ist sie so beliebt bei Unternehmen. Tatsache ist doch, dass die Reallöhne zwischen 1991 und 2019 im Schnitt nur um 12,3 Prozent gestiegen sind, während sich Einkommen aus Vermögen in diesem Zeitraum nahezu verdreifacht haben. Wir haben eine große Ungleichheit in der Gesellschaft. Deshalb müssen Löhne und Gehälter signifikant steigen. Und deshalb ist die Inflationsausgleichsprämie auch kein guter Vorschlag. Die Idee stammt aus der konzertierten Aktion von Arbeitgebern, Gewerkschaften und Bundesregierung und ist Teil des dritten Entlastungspakets. Statt die Entlastungen für Bürger*innen über Steuern zu finanzieren und gießkannenartig über alle zu verteilen, sollten die großen Einkommen und Vermögen in die Pflicht genommen werden, ihren Anteil zu tragen.«
Klaus
Thierauf,
Mitglied im
Wirtschaftsausschuss bei Giesecke & Devrient Currency Technology, München
Foto: privat