Madsack schließt Druckerei in Rostock
Dutzende verlieren ihre Arbeit bei der Ostsee-Zeitung | Verlag vernachlässigt Print
Der Madsack-Konzern schließt die tarifgebundene Druckerei und stellt den An zeigensatz, die Bildbearbeitung und das Anzeigenblatt Ostsee-Anzeiger ein. Betroffen sind 43 Beschäftigte – fast ein Viertel der Stammbelegschaft – und weitere 30 bis 40 Beschäftigte aus Drittfirmen. Die Print-Ausgabe der Tageszeitung soll im Laufe des ersten Halbjahres 2023 beim tariflosen Nordkurier in Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) gedruckt werden.
»Viele Kolleg*innen sind zornig«, sagt Betriebsratsvorsitzender Robert Haberer. Die Beschäftigten hätten jahrelang mit Arbeitszeitverkürzung und Einkommensverzicht zur Sicherung des Standorts beigetragen. In der Zuversicht, das Unter nehmen werde sich um Auslastung der Druckerei bemühen.
Die Druckerei in Rostock ist die sechste Druckerei, die Madsack nach Leipzig, Lübeck, Göttingen, Hannover und Peine innerhalb von zehn Jahren dichtmacht. Das Vorgehen des fünftgrößten Zeitungsverlags, der zu 23 Prozent dem Medienunternehmen der SPD gehört, ist stets das gleiche: Kosten senken durch Schließungen, Entlassungen, Auslagerung an externe Firmen, Wechsel in Tariflosigkeit. Eine Strategie sei nicht erkennbar. »Es wird ein Sparprogramm nach dem anderen aufgelegt, statt gemeinsam mit ver.di nach Perspektiven zu suchen«, kritisiert Robert Haberer. Der Verlag vernach lässige Print zugunsten des Digitalen, vergebe dazu aber sämtliche Aufträge nach außen. Um im maritimen Bild zu bleiben: »Der Konzern versenkt fahrlässig den alten Segler. Aber das neue Schnellboot liegt bestenfalls noch in der Werft.«
Widerstandslos lässt sich keiner versenken. Die Beschäftigten sind nicht bereit, sich billig abspeisen zu lassen. »Es gibt keinen Grund mehr für Loyalität zum Unternehmen«, schreibt Martin Dieckmann, ehemals ver.di- Fachbereichsleiter Medien Nord, an die Beschäftigten. »Denn das Unternehmen hat diese Loyalität Euch gegenüber aufgekündigt.«