Unterwegs zu

Unterwegs zur Nutzhanf-Expertin

Maren Krings ist Autorin des weltweit ersten Buches, das per Digitaldruck auf Hanfpapier gedruckt wurde. Für »H is for Hemp« (H wie Hanf) reiste die Fotojournalistin über 100.000 Kilometer um die Welt.

Vier Jahre lang war ihr Arbeitsplatz die Welt. Maren Krings reiste in 26 Länder auf vier Kontinente – alles, um mehr über Nutzhanf zu erfahren. »Je mehr ich über die Pflanze lernte und mit jedem weiteren besuchten Projekt erkannte ich, dass Hanf der Rohstoff der Zukunft und ein Puzzleteil zur Lösung der Klimakrise ist.« Das Ergebnis ist eine 624 Seiten starke Enzyklopädie mit Fotografien, Infografiken, Tagebucheinträgen und Experteninterviews.

Es gibt nicht zu jedem Buchstaben ein eigenes Kapitel, aber was den Hanf angeht, steht von A bis Z alles dazu drin, erklärt Krings an diesem Nachmittag in Berlin-Mitte. »H is for HEMP« ist – wie könnte es anders sein – per Digitaldruck auf Hanfpapier gedruckt.

Viel Tüftelei

Das Buch ist das erste seiner Art: Mit der Papiermanufaktur Hahnemühle entwickelte die Autorin das hybride Druckpapier. Der zweiseitige Digitaldruck auf Hanfpapier wurde vorher noch nie erfolgreich durchgeführt. Bis zu den Drucktests im Sommer 2021 folgte viel Tüftelei. Immer wieder gab es technische Schwierigkeiten. Die Konsistenz der Hanffasern als stärkste Pflanzenfaser forderte selbst robuste Maschinen heraus. Die Erstauflage auf Englisch hat mit 700 Stück weniger Exemplare als erwartet hervorgebracht.

Dass aus der Reise ein Buch werden soll, war lange nicht klar. Bei einem Fotoauftrag in Südtirol lernte sie einen Hanfbauern kennen, der ihr seine Werkstatt zeigte. Ab da kreuzte der Hanf immer wieder Krings Wege. Sie erkannte, dass Hanf die Menschen kleiden, ernähren, behausen und heilen kann und dass sie das Wissen der Menschen, die mit der Tausendsassa- Pflanze arbeiten, fasziniert.

Mit dem Buch habe sie eine Art Übersetzungsarbeit aus der Wissenschaft ins Geschichtenerzählen geleistet, um die Brücke zu den Klimauswirkungen zu schlagen. Ein Jahr brauchte sie, um das Material zu sichten. »Ich hätte das Buch gern hundert Mal in die Ecke geschmissen in dieser Zeit.« Die Pandemie kam ihr aber gelegen: Sie belegte Onlinekurse zu Klimawissenschaften und begann zu schreiben.

»Als ich das Buch in den Händen hielt, war ich sehr glücklich.« Um das Thema »nachhaltiges Drucken« zu befördern und das Buch auf Deutsch, Spanisch, Französisch und Chinesisch zu übersetzen, sucht sie einen Verlag. Auch das Überleben des Hanfpapiers hängt davon ab, ob sie einen Verlag findet. Bei Universitäten, Kunstszene und Produktdesignern gibt es zwar viel Interesse für ähnliche Projekte, doch die Produktion ist kostspielig. Jetzt berichtet sie auf Konferenzen und Symposien, berät oder teilt ihr Netzwerk – dabei wäre sie gern längst wieder unterwegs.