Schusterjunge

Wie’s gerade passt

Sie haben es vielleicht vermutet. Der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) ist dagegen, dass der gesetzliche Mindestlohn ab 1. Oktober erhöht wird. Eine Steigerung von 9,82 Euro auf zwölf Euro sei unverhältnismäßig. 22 Prozent!!! Wo gibt’s denn so was? (Äh… bei Unternehmensgewinnen?).

Der bvdm möchte, dass verfahren wird wie bisher. Danach schaut sich die Mindestlohnkommission die Tarifentwicklung der vergangenen zwei Jahre an und schlägt dann vor, den Mindestlohn zu erhöhen. Oder auch nicht. Die Politik soll sich gefälligst raushalten, findet der Bundesverband.

Sie vermuten, dass er das deshalb so cool findet, weil der Mindestlohn bei dem Schneckentempo erst im Jahr 2031 bei zwölf Euro liegen würde? Sie finden, Unternehmer*innen, die gegen Eingriffe des Staates sind, sollten auch nicht nach dem Staat rufen, wenn’s ihnen gerade passt? Also nicht niedrigere Energiepreise für Unternehmen, Staatshilfen und Erleichterungen bei Kurzarbeitergeld in der Krise fordern. Keine maßgeschneiderten Gesetze, die befristete Jobs, Leiharbeit, Werkverträge und Minijobs für die Unternehmen so schön leicht machen. Sie glauben, der Bundesverband wettert deshalb gegen die zwölf Euro Mindestlohn, weil der – im Osten – verdammt nah dran ist am untersten Tariflohn von 12,85 Euro? Das muss nicht so bleiben. Fünf Prozent mehr, wie von ver.di gefordert, und der Lohn liegt bei 13,50 Euro.