Aus den Betrieben

Sengewald: Bürgermeister schaltet sich ein

Inzwischen berichten nicht nur die Medien über die Konflikte, die Sengewald Klinikprodukte in Rohrdorf verursacht. Auch Landtags- und Bundestagsabgeordnete rund um den Landkreis Rosenheim wissen Bescheid. Bürgermeister Simon Hausstetter informierte sie über die Streiks und die ergebnislosen Verhandlungen. Er fühle sich als Bürgermeister für die Beschäftigten, die in seiner Gemeinde leben, verantwortlich, erklärte er gegenüber DRUCK+PAPIER. Er habe Verständnis, wenn Unternehmen Gewinne erwirtschaften wollten – »aber nicht zu Lasten der Arbeiter«. Die Verlagerung von Aufträgen sei in seinen Augen exemplarisch für eine ungute Entwicklung im Gesundheitswesen, bei der es vor allem um Profit gehe.

Sengewald Klinikprodukte, 2012 von STS Medical Group gekauft, hatte das Personal in mehreren Wellen von einst 300 Beschäftigten auf weniger als 100 reduziert. Das Unternehmen schaffte Aufträge und Maschinen an den Standort in Bulgarien. Im vergangenen Jahr legte die Belegschaft an fast 35 Tagen die Arbeit nieder. Doch die Geschäftsleitung verweigere sich laut ver.di weiterhin einem Haustarifvertrag und biete lediglich eine dürftige Einmalzahlung. »Der Umgang mit der Belegschaft ist von Ignoranz geprägt«, stellt ver.di-Vertrauensmann Mustafa Sari fest. Es gebe keinen Betriebs-leiter vor Ort, selbst Jubiläen würden vergessen. »Wir werden behandelt wie Nummern ohne Wert.« Inzwischen hat ver.di Kontakt zu der Belegschaft in Bulgarien. Auch dort sei der Unmut groß.