»Ganz gut durchgekommen«
Glimpflich durch die Corona-Pandemie | Mit starken Betriebsräten bessere Regelungen ausgehandelt
Im Konferenzraum surrt ein Luftfilter, auf dem Tisch stapeln sich Schnelltests: Wer nicht gegen Corona geimpft ist, muss sich testen und kann das beim Verpackungshersteller DS Smith in Minden vor Schichtbeginn unter Aufsicht selbst tun. »Das betrifft allerdings nur einen minimalen Bruchteil der Belegschaft«, sagt Betriebsratsvorsitzender Werner Kulack. Die Geimpften erhalten zwei kostenlose Schnelltests pro Woche für zu Hause. »Wir versuchen, die Beschäftigten so gut wie möglich zu schützen.«
Krankmeldung nicht nötig
Wer kann, arbeitet im Homeoffice. Und wer sich krank fühlt, soll zu Hause bleiben, so die Bitte der Firma. Eine Krankmeldung braucht es nicht, ein kurzer Anruf im Werk reicht. Die Maßnahmen zahlen sich aus: »Bis jetzt sind wir ganz gut durch die Pandemie gekommen«, sagt Kulack. Das gilt auch für andere Unternehmen der Druckindustrie und Papierverarbeitung mit durchsetzungsfähigen Betriebsräten.
Huhtamaki im bayerischen Ronsberg hat vor dem Haupttor einen Pavillon mit einer eigenen Teststation aufgestellt. Wer geimpft ist, kann mit seiner Chipkarte automatisch die Eingangstür öffnen. Die anderen benötigen jeden Tag vor der Arbeit ein negatives Testergebnis. Doch auch hier betrifft es nur wenige. Etwa 80 von 1.200 Beschäftigten sind nicht geimpft, schätzt Betriebsratsvorsitzender Werner Bareth. »Tendenz sinkend.«
Bezahlt freigestellt
Bei der Wertpapierdruckerei Giesecke+Devrient in Leipzig konnten sich die Beschäftigten beim Betriebsarzt im Haus impfen lassen, ebenso enge Angehörige. »Wir machen das Beste aus der Situation«, findet Betriebsratsvorsitzender Jens Müller. Jede Woche trifft sich – teilweise mehrmals – ein Krisenteam. Alle Maßnahmen werden mit dem Betriebsrat abgestimmt. »Zum Glück halten sich die Corona-Fälle bei uns sehr in Grenzen.«
Auch beim Verpackungshersteller Bischof+Klein in Lengerich fallen bislang nur vereinzelt Beschäftigte aus. »Es kann vorkommen, dass in einer Schicht mal eine Maschine steht«, berichtet Betriebsratsvorsitzender Uwe Dohe. »Aber große Ausfälle gibt es bisher nicht.« Dazu trägt unter anderem bei, dass auch Beschäftigte mit Auffrischungsimpfung (Booster) nicht zur Arbeit kommen sollen, wenn jemand aus ihrem Haushalt an Covid erkrankt ist. »Sie werden bezahlt freigestellt, um auf Nummer sicher zu gehen.« Die Pandemie hat dem Betrieb einen Boom beschert: Das Werk in Lengerich stellt in einem Reinraum sterile Verpackungen und Folien her, die für medizinische Produkte wie Spritzen verwendet werden. »Bei uns ist richtig was los«, sagt Uwe Dohe. »Mehr Personal wurde eingestellt und eine neue Halle wird gebaut.«
Boom bei Banknoten
Besonders in der Papierverarbeitung sind die Auftragsbücher voll: Das Werk von DS Smith in Minden profitiert davon, dass der Online-Handel in der Pandemie kräftig zugelegt hat. Zusätzliches Personal wurde eingestellt, so Kulack, alle Maschinen liefen jetzt im 3-Schicht-Betrieb. Allerdings sei es gar nicht so leicht, ausgebildete Packmitteltechnolog*innen zu finden. Aber auch in der Wertpapierdruckerei Giesecke+Devrient laufen die Maschinen auf Hochtouren. Die Corona-Krise habe dazu beigetragen, dass die Nachfrage nach Banknoten weltweit rasant gestiegen sei, berichtet Jens Müller.
Doch Fakt ist auch, dass die Pandemie den Beschäftigten zusetzt. »Wir stellen fest, dass die Situation für viele im Betrieb belastend ist«, sagt Uwe Dohe von Bischof+Klein. Maske zu tragen, sei anstrengend. Hinzu kommt, dass Pausenräume aufgrund der Abstandsregelung nicht voll genutzt werden können. Deshalb wurden in der Halle extra Bereiche geschaffen, in denen die Kolleg*innen ihre Pause verbringen können. Allerdings sei es dort teilweise sehr laut. Und Werner Bareth von Huhtamaki bemängelt, dass die Geschäftsführung weiterhin einen Corona-Bonus ablehne.
Dauerhafte Veränderungen bewirkt die Corona-Krise für die Beschäftigten in den Büros. Bei DS Smith, Huhtamaki und Giesecke+Devrient können sie auch in Zukunft – unabhängig von Corona – an zwei beziehungsweise drei Tagen pro Woche zu Hause arbeiten, wenn sie möchten. Denn es gibt inzwischen weitere Betriebsvereinbarungen zu mobiler Arbeit. »Das war nicht leicht durchzusetzen«, sagt Bareth von Huhtamaki. Allerdings zahle der Arbeitgeber keinen Cent für die Mehrkosten im Homeoffice, wie Strom oder Heizung. »Da bleiben wir dran.«