Schusterjunge

Verbockt

»Lieber Bundesverband der Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV),

Sie haben es verbockt. Sie haben die Chance vertan, Ihren Präsidenten loszuwerden: Mathias Döpfner, Chef des Axel-Springer-Verlags und Ihres Vereins. Der schrieb in einer privaten SMS – mit Blick auf die Corona-Politik der Regierung, Julian Reichelt (jetzt Ex-Chefredakteur der Bild) sei ›der letzte und einzige Journalist in Deutschland, der noch mutig gegen den neuen DDR-Obrigkeits-Staat aufbegehrt. Fast alle anderen sind zu Propaganda-Assistenten geworden.‹ Hallo? BDZV! Sie lassen sich als Propaganda-Verleger beschimpfen? Ihr oberster Schwurbler suggeriert, die Presse sei von der Regierung gelenkt. Wirklich Ironie, wie Döpfner behauptet? Das Internetangebot öffentlich-rechtlicher Medien bezeichnete er einmal als »Staatsfernsehen im Netz«, so wie in Nordkorea. Ironie? Raunt von der Gefahr, Rechtsstaat und Kultur werde einer kleinen, radikalen Minderheit geopfert. Beweis: In einem Freibad war die Schweinefleisch-Bockwurst abgeschafft worden. Ironie? Nach dem Anschlag eines Rechtsradikalen (deutsch, männlich) gegen die jüdische Gemeinde in Halle machte Döpfner eine angeblich »sehr zweifelhafte Flüchtlingspolitik« für den Antisemitismus verantwortlich. Lieber BDZV, sorry, wer einen solchen Vorsitzenden wählt, dem ist nicht zu helfen. Ist jetzt nicht ironisch gemeint. Übrigens: Die Bockwurst wurde abgeschafft, weil niemand sie mochte.«