Unterwegs zu

Verpackungsprofis

Zahncreme, Müsli, Smartphone – alles ist verpackt. Müllberge aus Verpackungen zu verringern, ist Thema im Studiengang Verpackungstechnik der Stuttgarter Hochschule der Medien.

»Wir sind uns bewusst, dass das, was wir machen, Auswirkungen auf das Zusammenleben auf dem Planeten und die Zukunft hat«, sagt Leo Schubert, 22. »Es gibt niemanden, den das Thema Nachhaltigkeit kaltlässt.« Von umweltfreundlichen Verpackungen spricht hier niemand, sondern von umweltfreundlicheren. Denn die Super-Öko-Lösung, etwa ein umfassendes, gut funktionierendes Recyclingsystem, scheint nach wie vor Utopie zu sein. »Jedes System hat in Hinsicht auf seine Umweltauswirkungen irgendwelche Vor- und Nachteile.«

So muss Glas mit hohem Energieaufwand gereinigt werden. Auch Papierrecycling kostet Energie. Kunststoff durch andere Stoffe zu ersetzen, ist zudem nicht immer möglich. Es ginge nicht zwanghaft darum, Plastik zu verdammen und radikal zu ersetzen, »sondern seine negativen Auswirkungen effizient zu verringern«, sagt Professor Christoph Häberle, »etwa Folie aus einem einzigen Material herzustellen statt als Mehrschichtverbundfolie, damit sie besser zu recyceln ist.«

In verschiedenen Forschungsprojekten des Studiengangs wird an Lösungen gearbeitet: ob es darum geht, die alte Kunststofffolie durch eine auf Pflanzenfasern basierende Alternative oder Holz als Rohstoff für Papier durch schneller wachsende Pflanzen zu ersetzen. Auch Pfandsysteme sind ein Riesenthema.

Die Studierenden Alexander Kremb, 27, und Patricia Kiefer, 25, haben in einem Glas-Projekt ein Einheits-Mehrwegglas entwickelt – eines für unterschiedliche Kühlthekenprodukte wie Kartoffelsalat oder Frischkäse: eine formschöne, rechteckige Schüssel aus Acrylglas, die im Kühlschrank gut zu stapeln ist, aber auch auf dem gedeckten Esstisch etwas hermacht und deren Kunststoffdeckel mehrfach verwendbar ist.

Pfandsysteme benötigen einen immensen Logistikaufwand und können erst dann nachhaltig werden, wenn viele Firmen daran teilnehmen. Industrieunternehmen für Mehrwegsysteme zu gewinnen, scheint aber nach wie vor ein Problem zu sein.

Bei einem zukunftsorientierten Studiengang wie der Verpackungstechnik wundert es, dass sich weniger junge Leute bewerben. Dabei seien die Berufsaussichten in dieser Branche hervorragend, sagt Professor Häberle, der den Bachelorstudiengang unterrichtet. Er verspricht »zukunftssichere, vielseitige Tätigkeiten bei guter Bezahlung und eine enorme Branchenvielfalt mit neuartigen Jobangeboten«. Und im Studium geht es vielseitig um Technik, Naturwissenschaften, Ökologie, Wirtschaft, Sozialpsychologie, Design und Kreativität.

Erste berufliche Kontakte lassen sich schon im Studium knüpfen. Denn in vielen Projekten kooperiert die Hochschule mit der Industrie. Dann gilt es, Ideen und Entwürfe zu liefern – die dann vielleicht oder anders in der Produktion landen.

Fotograf und Autorin waren im vergangenen Jahr kurz vor dem erneuten Shutdown in der Hochschule.