Schusterjunge

Freiwillig nichts tun

Freiwilligkeit ist gut. Zum Beispiel beim Impfen. Die Motivation, sich gegen Corona impfen zu lassen, ist höher, wenn es aus freien Stücken passiert. So weit, so gut. Oder?

Was haben Frauenquote, faire Lieferketten und Homeoffice gemeinsam? Ist alles noch freiwillig und funktioniert alles nicht. Beispiel Frauenquote: Nur 7,7 Prozent der Vorstandsmitglieder sind Frauen. Die Selbstverpflichtung bewirkt nichts. Jetzt hilft der Gesetzgeber nach. Beispiel Lieferkettengesetz. Kinderarbeit auf Kakaoplantagen, Hungerlöhne für Teepflücker*innen, Tote bei Bränden in pakistanischen Textilfabriken – immer wieder verletzen deutsche Unternehmen Menschenrechte. Das muss sich ändern. Doch der Appell der Bundesregierung an Unternehmen, die Menschenrechte einzuhalten, verhallt. Jetzt wird es ein Lieferkettengesetz geben. Es ist zumindest ein Anfang.

Beispiel Homeoffice: Bloß keine Pflicht daraus machen, sagen Unternehmerverbände. Die Folge: Im November arbeiteten bei steigenden Corona-Infektionen nur 14 Prozent zu Hause.

Geht’s ums Geldverdienen, verstehen Unternehmen Freiwilligkeit als Freibrief zum Nichtstun. Die Frage, warum sie sich um Sicherheit und Arbeitsschutz kümmern, beantworten 85 Prozent der befragten EU-Betriebe so: Weil sie es müssen. Freiwilligkeit beim Impfen ist gut. In der Wirtschaft klappt es nur mit Gesetzen.