Schusterjunge

Leben auf Pump

Neulich frühmorgens im Deutschlandfunk. Der Moderator interviewt einen CDU-Politiker aus dem Bundestag. Das Gespräch plätschert so dahin und stört nicht weiter beim Zähneputzen. Es geht um Staatshilfen für Unternehmen in der Corona-Pandemie. Neun Milliarden Euro für die Lufthansa. 7,5 Milliarden für die Deutsche Bahn. Drei für Tui, 2,4 für Adidas, 1,7 für Cecononmy (Mediamarkt und Saturn), je eine Milliarde für Sixt, ThyssenKrupp und Kion und so weiter.

Auf einmal … Wie war das? Hat er das wirklich gesagt? Der Moderator: »Typisch. Sonst sind staatliche Eingriffe des Teufels, weil der Markt angeblich alles regelt. Kaum kommt die Krise, schreien die Unternehmer nach dem Staat und erhalten Milliarden an Staatshilfen. Alles richtig in der Krise. Aber die Politik macht nicht einmal Auflagen.

Möglich wäre zum Beispiel: keine Gewinne in Steueroasen verlagern, keine Boni an Vorstände, keine Dividenden an die Aktionär*innen, keine Beschäftigten entlassen, keine klimaschädlichen Aktivitäten zulassen.« Der Moderator holt Luft, der Politiker ringt um Worte.

Träume ich? Ich schütte mir eine Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht. Interviewt wurde der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Carsten Schneider, zur Verlängerung der Kurzarbeiterregelung. Der Moderator sagt: »Ein typisches sozialdemokratisches Instrument. Leben auf Pump.« Alles wie immer. Eben Deutschlandfunk.