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Kurzarbeit durch Corona-Virus

Ohne Aufstockung heftige Einbußen | Höheres Kurzarbeitergeld durch den Staat reicht nicht | Unternehmen werden stark entlastet

Es sind Szenen wie bei Werksschließungen. »Kollegen sitzen verzweifelt bei mir im Büro. Sie wissen nicht mehr, wie sie ihre Familie durchbringen sollen«,berichtet ein Betriebsratsvorsitzender. Die Maschinen sind abgeschaltet. Seit Wochen Kurzarbeit null. In diesem Betrieb wird das Kurzarbeitergeld nicht aufgestockt. Der Lohn schrumpft bei Kinderlosen um 40 Prozent. Helfern in der Papierverarbeitung bleiben im Monat rund 900 Euro.

Jetzt hat sich die große Koalition auf eine Aufstockung des Kurzarbeitergelds geeinigt. Viel ist es nicht: Ab dem vierten Monat wird auf 70 Prozent erhöht, ab dem siebten Monat auf 80 Prozent (mit Kindern mehr). Jedoch erst ab einem Arbeitsausfall von mindestens 50 Prozent. Das bleibt weit hinter den Forderungen der Gewerkschaften zurück: Sie hatten eine sofortige Aufstockung auf 80 Prozent verlangt.

Unternehmenshilfe an Bedingungen knüpfen

Beim Kurzarbeitergeld übernimmt die Bundesagentur für Arbeit 60 Prozent des Nettolohns (mit Kindern 67 Prozent). Neu ist: Unternehmen werden die Sozialbeiträge für die Kurzarbeiter*innen erstattet. Ihre Entlastung ist enorm: Bei Kurzarbeit null zahlen sie keine Löhne und keine Sozialbeiträge. »Richtig wäre, wenn die Regierung ihre Hilfen an Bedingungen knüpfen würde«, sagt Andreas Fröhlich von ver.di. Sie sollten während der Kurzarbeit verpflichtet werden, nicht betriebsbedingt kündigen zu dürfen. Zudem müssten sie die eingesparten Sozialbeiträge an die Beschäftigten weitergeben. Davon will der Hauptverband Papier- und Kunststoffverarbeitung aber nichts wissen. Er weigert sich sogar, mit ver.di lediglich eine Empfehlung zur Aufstockung zu vereinbaren.

Ungleiches bleibt auch in der Krise ungleich. Besserverdienende können sich ins Homeoffice zurückziehen und bekommen weiterhin volles Gehalt. Beschäftigte in der Produktion dagegen riskieren, sich bei der Arbeit mit Sars-CoV-2 anzustecken. Das Virus, das die Krankheit Covid-19 auslöst. Sie sind am stärksten von Kurzarbeit betroffen, verlieren Einkommen und fürchten um ihre Jobs.

In vielen tarifgebundenen Unternehmen der Druckindustrie und Papierverarbeitung ist es Betriebsräten und ver.di gelungen, Aufstockungen aufs Kurzarbeitergeld durchzusetzen. »Wichtig ist jetzt, die Gesundheit der Kolleg*innen zu schützen und ihre Existenz zu sichern«, sagt Andreas Fröhlich.

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