Sie verhandeln wieder
Streiks bringen Unternehmerverband zum Einlenken | Bundesweiter Manteltarifvertrag wieder möglich
Offen würde er es nicht zugeben. Doch Streiks in Nordrhein-Westfalen, Baden- Württemberg und vor allem in Bayern haben den Bundesverband Druck und Medien (bvdm) an den Verhandlungstisch zurückgebracht.
Die Druckunternehmer stehen nicht mehr einheitlich hinter ihrem Verband. Die Zeitungsdruckereien sind genervt von den Streiks. Sie machen Druck auf den Verband, sich mit ver.di zu einigen. Selbst Unternehmen, die sich aus der Tarifbindung gestohlen hatten, müssen jederzeit mit Streiks rechnen. Wie bei C.H. Beck – dort wurde mehrfach die Arbeit niedergelegt. In der Technik standen die Maschinen still.
Rund 250 Beschäftigte gingen am 16. April in Essen auf die Straße, um Druck auf die Unternehmer zu machen.
Keine Abstriche am Mantel
Viele Betriebe wollen den Belegschaften lieber heute als morgen den Manteltarif zurückgeben. Manche warten nicht, bis ihr Verband die Kündigung zurücknimmt. Bis Redaktionsschluss haben mit Schur Pack in Gallin und CPI in Leck bereits zwei Unternehmen den Beschäftigten zugesichert, den Manteltarifvertrag wieder anzuwenden.
Seitdem die Rückendeckung bröckelt, ist der Bundesverband Druck und Medien von einigen seiner Forderungen abgerückt. Von einem sogenannten MTV 2 – einem verschlechterten Manteltarifvertrag für Neueingestellte – ist nicht mehr die Rede.
Dennoch lägen die Positionen noch weit auseinander, erklärt Andreas Fröhlich von ver.di. Ziel bleibe nach wie vor, den Manteltarifvertrag wieder in Kraft zu setzen. Zudem fordert die Gewerkschaft Lohnerhöhungen von 2,8 Prozent ab 1. Mai. Die Löhne sollen ab 1. Mai 2020 um weitere 2,7 Prozent steigen. ver.di hat sich bereits bei der Laufzeit von 24 Monaten kompromissbereit gezeigt.
Den Manteltarifvertrag hatte der Bundesverband Druck und Medien vor einem Jahr zum 30. September 2018 gekündigt. Ende des vergangenen Jahres steckten die Verhandlungen dann so fest, dass weitere Gespräche sinnlos schienen. Selbst Lohnverhandlungen führten zu keinem Ergebnis. Erst wenn ver.di Verschlechterungen beim Mantel tarifvertrag zustimme, wolle der Unternehmerverband über höhere Löhne verhandeln.
Wer in der tariflosen Druckerei bei C.H. Beck arbeitet, bekommt weniger Jahresleistung und Urlaubsgeld, muss Gratisarbeit leisten und auf tarifliche Lohnerhöhungen verzichten. Die Antwort der Beschäftigten: 24-Stunden-Streiks.
Tariflose Betriebe bestreikt
Daraufhin forderte ver.di den bayerischen und nordrhein-westfälischen Unternehmerverband zu regionalen Tarifverhandlungen auf. Seitdem müssen Druckereien ständig damit rechnen, bestreikt zu werden.
Am 2. Mai (nach Redaktionsschluss) werden die Gespräche mit dem Bundesverband Druck und Medien (bvdm) in achter Runde weitergeführt.
Auf dem Weg zur Kundgebung ein Zwischenstopp an der Staatsoper in München: die streikenden Kolleginnen und Kollegen des Augsburger Druck- und Verlagshauses und von Mayer & Söhne aus Aichach.