Strichätzung

Zieht doch in Themenparks!

Wir haben eine Erde oder – wie Katrin Göring-Eckardt sagt – »einen Planeten oder eine Planetin«. Aber über 200 Nationalstaaten, die sich gegenseitig belauern, bekämpfen, Kriege führen. Und, Trump macht es vor, es geht noch schlimmer. Deshalb schlage ich eine neue Weltordnung vor, die dem herrschenden, kleinkarierten Zeitgeist entspricht: Teilen wir die Welt künftig nicht nach Nationalstaaten, sondern nach Themenparks auf. Jeder lebt da, wo es ihm gefällt – und zwar nur mit Menschen, die die gleiche Meinung haben wie er selbst. Er muss andere nicht mit seiner Weltanschauung belästigen und sich seinerseits nicht die Meinungen Andersdenkender anhören. Fangen wir mit Deutschland an: Freunde der Volksmusik und Fans von Heimatfilmen bekommen Bayern. Die Rassisten kriegen Sachsen. Hessen geht an deutsche Trump-Fans, weil Volker Bouffier aussieht, als sei das ganze Jahr Halloween und er habe sich als Donald Trump verkleidet. Die DDR-Nostalgiker bekommen Sachsen-Anhalt. In Thüringen eröffnen wir einen Klassik-Themenpark der Dichter und Denker fürs Bildungsbürgertum. Rheinland-Pfalz wird Monarchie mit Rainer Brüderle als Weinkönigin. Meck-Pomm ist so dünn besiedelt, das schließen wir ganz – und es wird komplett ohne Menschen als Nationalpark renaturiert. Hippies und Pazifisten kriegen Berlin und Brandenburg und können sich da in verschiedenen Kommunen so richtig doll selbst verwirklichen. Baden-Württemberg wird ein riesiger Industriepark, wo die Schwaben für alle anderen das Geld erwirtschaften. Machen die ja jetzt schon: Arbeit ist ja das Einzige, was Schwaben glücklich macht. Und NRW? Köln: Ganzjahreskarneval, Ruhrpott: Bergbau, Düsseldorf: Protzen. Jeder lebt in seiner Blase. Also wie im Internet, nur analog. Machen wir die Welt nicht groß, sondern wieder klein – nach dem Motto: Es lebe die Vergangenheit! Denn das ist die Zukunft!

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